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Inhalt dieses Blogs: Wir soll­ten Großbri­tan­nien nicht länger hin­ter­her­laufen  

Von Wolf Achim Wie­gand (Hier VIDEO klick­en)

Lon­don (waw) - Geht endlich raus aus der EU, ihr Brex­it-Briten! Reicht endlich die Schei­dung ein. Denn mit einem so unvere­in­ten Kön­i­gre­ich ist keine Union zu machen!

Ich gebe zu: die vorheri­gen Sätze zu schreiben ist mir schw­erge­fall­en. Schließlich habe ich fünf Jahre in Lon­don gelebt. Da habe ich die britis­che Kul­tur mit ihren vie­len liebenswerten Eigen­heit­en schätzen­gel­ernt.

Doch gestern, als ich live ver­fol­gte, wie das Par­la­ment im Palast von West­min­is­ter den EU-Aus­trittsver­trag von Pre­mier­min­is­terin There­sa May krachend in den Orkus beförderte, ist mir klar gewor­den: Du kannst ein Pferd zum Saufen brin­gen, aber nicht zum Saufen zwin­gen!

Sprechen wir es aus: in Brüs­sel gibt es längst Stim­men, die gar nicht so unfroh wären, wenn die UK/EU-Ehe been­det würde. Bitte geht nicht!” — nein: bitte geht!

Kein anderes EU-Mit­glied hat uns Kon­ti­nen­taleu­ropäer in den ver­gan­genen Jahrzehn­ten so gen­ervt, wie das UK:

  • Seit 1984 zahlt Großbri­tan­nien weniger in die EU-Kasse, als es müsste. Die “Eis­erne Lady” Mar­garet Thatch­er hat­te den Staaten­klub mit Aus­tritts­dro­hun­gen zu dieser Extrawurst erpresst.
  • Die Idee offen­er EU-Bin­nen­gren­zen hat Großbri­tan­nien nie umge­set­zt. Und hat sich vornehm aus dem Schen­gen-Abkom­men fer­nge­hal­ten.
  • Eine koor­dinierte Innen- und Jus­tizpoli­tik? Die erfüllt das UK seit 2009 nur hal­blau, scherte auch in der Flüchtlings­frage aus.
  • Das Pro­jekt ein­er Europäis­chen Vertei­di­gung — gar ein­er EU-Armee — war Lon­don so ein Graus, dass alle Ver­suche, die Vertei­di­gung zu koor­dinieren, am Briten-Veto scheit­erten.
  • Statt des Euro als gemein­samer Währung kur­siert in Großbri­tan­nien bis heute das Pfund Ster­ling — an der Euro-Ret­tung beteiligte sich das UK fol­glich nur zu Bruchteilen.
  • Auch gegen den Fiskalpakt legte Großbri­tan­nien 2013 sein Veto ein und hat somit das Recht, Haushalts­de­fiz­it bzw. Staatss­chulden, anders als alle anderen, nach Gut­dünken festzule­gen.

Britis­che Regierun­gen gle­ich welch­er Couleur waren seit dem Beitritt 1972 in Brüs­sel oft­mals eher geduldet als geliebt. Das traut sich am Sitz der EU-Insti­tu­tio­nen kaum jemand auszus­prechen.

Der Einzige,  der früh­mor­gens, am Tage nach der Brex­it-Abstim­mung vom 24. Juni 2016, Tacheles sprach, war der lib­erale Frak­tion­schef im Europäis­chen Par­la­ment, Guy Ver­hof­s­tadt: “Die Lon­don­er Zus­tim­mungsver­weigerun­gen, Nichtein­ver­ständ­nis­erk­lärun­gen, Rück­zahlun­gen, Zweck­bindun­gen und was noch alles haben der EU mehr Schwierigkeit­en bere­it­et, als zu Lösun­gen geführt.

Die Wahrheit ist: Großbri­tan­nien hat sich immer nur die Rosi­nen her­aus­gepickt. Seine poli­tis­chen Führer woll­ten zwar freien Waren­verkehr, aber keine Per­so­n­en­freizügigkeit. Nehmen ja, Geben nein. Das nen­nt man Raffmen­tal­ität. Und damit entste­ht kein Ver­trauen.

Lasst uns also Schluss machen. Die EU ist den Briten sowieso keine Herzen­san­gele­gen­heit. Mir aber schon. Deshalb habe ich keine Lust mehr auf faule Kom­pro­misse. Ich möchte Europa nach vorne brin­gen. Endlich mal Per­spek­tiv­en schaf­fen. Für ein gemein­sames Europa, in dem die Nation­al­gren­zen ver­schwim­men. Die Vere­inigten Staat­en von Europa? Warum nicht. Lasst uns das ange­hen, jet­zt, wo die Briten gehen wer­den — der Weg ist frei.

Zur Wahrheit gehört auch, dass sich manch nationaler Poli­tik­er jahre­lang gut hin­ter den brem­senden Briten ver­steckt hat. Nicht nur der sowieso offen abseits ste­hende Ungar Vik­tor Orbán, son­dern auch nation­al­lib­er­al gestrick­te Min­is­ter­präsi­den­ten wie Mark Rutte oder Lars Løkke Ras­mussen in Däne­mark. Ihnen und anderen wird durch den Abgang der Briten ein beque­mer Sün­den­bock fehlen.

Sehen wir es so: bei allem Respekt vor den Englän­dern, Schot­ten, Walis­ern und Nordiren — der Brex­it ent­blockt britis­che Brem­sen in Brüs­sel. Das kann mit­tel­fristig pos­i­tiv sein. Der Europa-Zug kann nur ohne das Vere­inigte Kön­i­gre­ich wieder an Fahrt gewin­nen.

Die Zus­tim­mung zur EU ist bei den Bürg­ern laut Umfra­gen längst nicht so schlecht, wie oft­mals sug­geriert wird. Und so bleibt die Hoff­nung, dass es ohne die Briten ein weit­eres Zusam­men­rück­en geben kann, zumin­d­est von einem willi­gen Kerneu­ropa. Lasst Großbri­tan­nien also ziehen und in unserem eige­nen Haus für Ord­nung sor­gen. Gehen wir eine ambi­tion­ierte Reform der EU-Insti­tu­tio­nen an. Ent­las­ten wir uns von Lon­don­er Winkelzü­gen — lasst uns mutig das Ziel ein­er Europäis­chen Repub­lik anstreben! 

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