Die Debatte um Migranten und Flüchtlinge am Mittelmeer wird unehrlich geführt. Würden wir eigentlich bei Menschen aus anderen Herkunftsregionen genauso reagieren? Ein Szenario mit Fragen…
Hamburg (waw) – Einmal Hand aufs Herz: was würden Sie bei folgendem erdachtem Szenario tun?

Das längst nicht mehr zur Europäischen Union gehörende Vereinigte Königreich leidet unter einem verheerenden Bürgerkrieg. Der Konflikt hatte sich vor einigen Jahren an scharfen Auseinandersetzungen um eine Unabhängigkeit Schottlands entzündet. Weil die Regierung in London das nicht akzeptieren wollte reagierten schottische Nationalisten mit Terror. Internationale Bemühungen um Schlichtung waren gescheitert.
In ganz England gab es schwerste Bombenanschläge und Attentate. Sie waren zahlreich und so schlimm, dass die Finanz- und Börseninstitutionen in der City of London schwerste Einbrüche verzeichneten. Das UK wurde daraufhin in internationalen Ratings auf Ramschniveau herabgestuft.

Die Gunst der Stunde nutzend hatten auch katholische Republikaner aus Nordirland eingegriffen. Sie gossen mit Anschlägen und Mordaktionen weiteres Öl ins Feuer des lodernden Großbritannien. Schließlich spaltete sich die britische Armee in gegnerische Teile, weil Soldaten aus Schottland und Nordirland in schwerste Gewissenskonflikte kamen – britische Truppen kämpften nun gegen britische Truppen.
Nach einigen Jahren lag das einst zu den reichsten Nationen der Welt gehörende Land in Trümmern. Nichts ging mehr. Die Energie- und Wasserversorgung war in großen Teilen des Landes zusammengebrochen. Fabriken standen still. Überall gab es Versorgungsengpässe. Millionen Menschen aus dem Mittelstand stürzten in Armut.
Um dem Schrecken und Elend zu entgehen bereiteten sich unzählige Menschen auf die Flucht vor. Das intakte Paradies lag vor der Haustür: der europäische Kontinent. Der Ärmelkanal ist an der schmalsten Stelle vor dem Hafen Dover weniger als 35 Kilometer schmal. Erste Boote mit Flüchtlingen landeten in Frankreich, vereinzelt auch in Belgien und den Niederlanden.

Viele britische Flüchtlinge kaperten Fischkutter. Etliche kamen in teuer von Schleppern erkauften Seelenverkäufern. Den Männern und Frauen, mit denen auch Kinder kamen, war jedes noch so marode Transportmittel recht, um ein besseres Leben zu finden.
Etliche hilfesuchende Menschen gerieten in Seenot. Es gab Tote. Die kleinen Boote der Flüchtenden wurden auf der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt insbesondere nachts von den großen Frachtschiffen übersehen. Marinepatrouillien der EU-Staaten konnten nichts ausrichten. Daraufhin starteten private Hilfsorganisationen eigene Rettungsaktionen.

Frankreich bat nun die anderen EU-Staaten wegen Überforderung um Hilfe. Die Lager an der Ärmelkanalküste platzten aus allen Nähten. Doch die Regierenden von Polen bis Portugal und von Sizilien bis Stockholm konnten sich nicht auf einheitliche Verteilungsregeln einigen.

- So blieb Frankreich also mit dem unverschuldeten Problem allein. Das nutzten rechtsextreme Politiker, die eigentlich eine ganz andere, autoritäre Agenda hatten, für ihre Wahlkämpfe. Sie verbreiteten im ganzen Lande Angst vor den Ankömmlingen. Und sie hatten damit Erfolg…
Soweit das erdachte Szenario.
Und nun die Fragen:
wie würden SIE reagieren?
- Harte Maßnahmen gegen alle geflüchteten Briten.
- Verständnis und Wohlwollen gegenüber den Flüchtlingen.
- Striktes Anlandeverbot für Flüchtlinge entlang der Nordseeküste.
- Öffnung der europäischen Häfen für Flüchtlinge.
- Aufgegriffene Briten in die umkämpfte Heimat zurückschicken.
- Gestrandeten Menschen Unterkunft, Verpflegung und Perspektiven geben.
- Private Helfer im Ärmelkanal stoppen.
- Karitativen Gruppen helfen, damit sie den Staat unterstützen können.
- Flüchtlingshelfer streng bestrafen.
- Mit Fluchthelfern aus Menschlichkeit kooperieren, solange sie das Gesetz achten.
Fragen Sie sich beim Antwort geben bitte auch:
- Fällt meine Entscheidung gegenüber Briten genau so aus, wie gegenüber den Menschen beim heute aktuellen echten Szenario am Mittelmeer?
- Und, falls nein: warum?
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