Von Wolf Achim Wiegand
Heute aus #USA #Komoren #Lesotho #Tadschikistan #Turkmenistan #Nauru #Kiribati #Salomoneninseln
Hamburg (30. April 2020 / waw) – Die herausragende Tagesnews heute ist für mich:
Coronapolitiker können es nur falsch machen
Dass der Beruf des Berufspolitikers ein schwerer ist, das wird niemand bezweifeln. Auch dass er einer der undankbarsten ist – das dĂĽrfte Konsens sein. Die Politik in Zeiten von Corona tritt nun den Beweis dafĂĽr an, dass es so ist, wie wir schon immer geahnt haben.
Denn eigentlich kann man es nur falsch machen. Diejenigen politischen Entscheider, die mit Striktheit auf die bedrohliche Lungenkrankheit COVID-19 reagieren, bekommen ihr Fett ab. Von Unverständigen, Naivlingen und, ja, auch von Provokateuren. Diejenigen Politiker, die in der Krise locker bleiben, bekommen aber ebenfalls einen drĂĽber gebraten – von Ă„ngstlichen, Besorgten und, ja, ebenfalls von Provokateuren.
“Es gibt (in der Politik) kein Der-Wissenschaft-Folgen, denn Ratschläge zum Coronavirus sind politisch. In dieser Pandemie sehen wir, dass Politiker dazu neigen, jenen Beweisen zu folgen, die ihre Auffassung bestätigen.”
The Guardian, London
Kein anderes Thema hat Deutschland seit der FlĂĽchtlingspolitik des Jahres 2015 so gespalten, wie der Lockdown zur Abwehr einer tödlichen Bedrohung. Dabei hat es in der Bevölkerung anfangs fast felsenfeste Zustimmung zu den Regierenden gegeben. Doch nach Wochen der Quarantäne ist die Mauer der Zufriedenen am Bröckeln – auch aufgeweicht durch immer kräftiger Zweifel einmeiĂźelnde Kräfte.
Politiker unter Beschuss – auch anderswo: drei Beispiele aus den USA
Mike Pence, Vizepräsident
Neben dem irrlichternden Donald Trump gibt dessen des Lächelns unfähige Stellvertreter Mike Pence (Republikaner) die wächserne Figur des getreuen Eckart ab. Mich kann nichts erschüttern will der erzkonservative Ex-Gouveneur von Indiana ausdrücken. Als vermeintlich festen Felsen in der Brandung hat Trump den 60jährigen zum obersten Corona-Bekämpfer gemacht.
Seit einem Besuch der Mayo-Klinik im Bundesstaat Minnesota prasseln auf den zweiten Mann der USA wahre Brecher der Kritik ein. Hatte der sonst in Reden so moralingetränkte aktive Evangelikale im Krankenhaus doch ohne Mund-Nase-Schutz getourt – trotz Vorschrift und vorherigem Hinweis der Klinik. Und als Einziger seiner Entourage!
Fotos zeigen den unmaskierten Vize-Präsidenten Pence zwischen geschĂĽtztem Pflegepersonal. Ein PR-Gau erster GĂĽte, der die gesamte Trump-Regierung GlaubwĂĽrdigkeit gekostet hat…
Bill de Blasio, BĂĽrgermeister N.Y.
Mit dieser rabiaten Twitter-Botschaft setzte sich das Stadtoberhaupt von New York in die Nesseln:
“Meine Botschaft an die jĂĽdische Gemeinschaft ist wie an alle anderen Gemeinschaften simpel: die Zeit des Warnens ist vorbei. Ich habe die Polizei angewiesen, denjenigen, die sich groĂźen Gruppen versammeln, sofort eine gerichtliche Vorladung zu ĂĽberreichen oder sie sogar festzunehmen. Es geht um das Stoppen dieser Krankheit und um Lebensrettung. Punkt.”
Der Unmut des Demokraten hatte sich an der groĂźen Begräbnisfeier orthodoxer Juden im New Yorker Stadtteil Williamsburg (Brokklyn) entzĂĽndet. “Das ist inmitten einer Pandemie inakzeptabel,” schimpfte de Blasio. “Das wird nicht toleriert!”
Dumm fĂĽr den einstigen Geschäftsmann: er wurde selbst dabei erwischt das Ausgehverbot zu umgehen – beim Besuch eines Gyms und beim Parkspaziergang mit seiner Frau! Was sein politischer Gegner, der republikanische Ex-Gouveneur von Arkansas, Michael Huckabee, sofort genĂĽsslich in die Welt tweetete … :
Ron DeSantis
Anders als in New York macht man es im US-Sonnenstaat Florida. Dort fährt der Trump-Freund und Gouverneur Ron DeSantis einen lockeren Kurs. Eben erst hat der 41-jährige sogar Richtlinien zur Wiedereröffnung von Disney World in Orlando herausgegeben. DeSantis ist Teil einer Koalition von sechs südlichen Bundesstaaten, denen der Wirtschaftslockdown gegen den Strich geht.
Als Stolperstein der Ă–ffnungspolitik, die sogar bei dichtbevölkerten Stränden wegsieht, könnte sich allerdings erweisen, dass die Zahl der Coronainfizierten und Toten in diesen Regionen beständig steigt. Und so wird Floridas Gouverneur DeSantis ebenso heftig in der Ă–ffentlichkeit niedergemacht, wie sein politischer Gegner de Blasio in New York – nur mit den genau entgegengesetzten Argumenten:
GHANA: Streit um Mietverbot für Ausländer
Schauen wir nach Afrika. In der ghanaischen Hauptstadt Accra ist ein Streit über eine Anordnung des Arbeits- und Wohnungsbauministers Samuel Atta Akyea ausgebrochen. Das Mitglied der alleinregierenden nationalliberalen New Patriotic Party will Landbesitzern vorschreiben, Vermietungen an Ausländer nur nach einem Coronatest mit Negativergebnis zuzulassen.
Man wisse ja, dass die Krankheit COVID-19 von draußen in den westafrikanischen Staat am Golf von Guinea eingeschleppt worden sei, argumentiert der Minister. Dagegen läuft die Opposition mit dem Argument Sturm, die Anordnung sei unzulässig, für viele unerfüllbar und zudem als Beitrag zur Virusbekämpfung sinnlos.
In Ghana, das gut 30 Millionen Einwohner hat, leben unter anderem etwa 2,3 Millionen Menschen aus dem Nachbarstaat Burkina Faso und etwa zwei Millionen Nigerianer. Viele Menschen sind wegen des auch dort geltenden Lockouts arbeitslos und nicht mehr in der Lage ihre Mieten zu entrichten.
Es gibt sie noch… – coronafreie Zonen!
Ja, es gibt Weltgegenden, in denen das Coronavirus noch unbekannt ist. Genau 34 Länder und Territorien sind es. Dazu gehören die Pazifikinseln der Komoren, das afrikanische Land Lesotho, die ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Turkmenistan sowie Kleinstaaten in der Südsee wie Nauru, Kiribati und die Salomoneninseln.
Anti-CoronamaĂźnahmen haben einige der GlĂĽcklichen dennoch getroffen. Lesotho hat Schutzmaterial in Kliniken und Krankenhäusern deponiert. Auf die Komoren kann man nicht mehr fliegen – alles abgesagt. Kiribati hat vorsichtshalber Ausgangsbeschränkungen und als einziges nicht betroffenes Land den Notstand erlassen, ebenso wie Nauru, Tonga, Vanuatu und andere.