Von Wolf Achim Wiegand

Hamburg (waw) – Aus unserem Nachbarkontinent Afrika hören wir relativ wenig darüber, wie die Menschen durch die Corona-Pandemie kommen. Das liegt unter anderem daran, dass nur eine Handvoll Korrespondenten aus diesem Erdteil berichtet. Dabei gäbe es viel Interessantes zu vermelden und nicht nur Negatives. Etwa von einem Staatsoberhaupt, das die Krankheit Covid-19 wichtiger nimmt, als sich selbst – siehe unten.

Unterdessen ist Südamerika zu einem Corona-Brennpunkt geworden, wie man nicht nur in Brasilien sieht, dessen coronaskeptischer Präsident positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, sondern auch im bettelarmen Bolivien. Dort hofft man mit zweifelhaften Mitteln der Lage Herr zu werden. Luxussorgen zugleich in Großbritannien: die Hauptstadt London hat Angst, dass die Königlichen Parks durch Feiernde verunstaltet werden.

Das und mehr serviere ich Ihnen heute, in der 21. Folge meines Blogs “GEGEN DEN #TUNNELBLICK 🦠 #CORONAVIRUS ANDERSWO.”


🇲🇼 Malawi: Bescheidenheit zur Amtseinführung

Der neue Präsident des kleinen südostafrikanischen Binnenstaates Malawi hat sein Amt mit einer großen Geste begonnen. Lazarus Chakwera (65), ein Theologe, strich die Vereidigungsfeier in der Hauptstadt Lilongwe von einem Stadionevent mit 40.000 Menschen zu einer bescheidenen Zusammenkunft in einer Militärkaserne mit nur 100 geladenen Personen zusammen.

Er wolle dazu beitragen, die steigende Zahl der COVID-19-Infizierten zu mindern, sagte der bisherige Oppositionspolitiker. Zugleich kündigte Chakwera die jährliche Offenlegung seines Vermögens, Fragestunden vor dem Parlament und das Zurückschrauben seiner eigenen Macht an.

🇾🇪 Yemen: Überleben im vergessenen Krieg

In einer brutalen Lage befindet sich unterdessen der Yemen. Die arabische Republik wird seit über fünf Jahren von einem grausamen Krieg überzogen, den die Welt nicht wahrnehmen will. Und während Hilfsgüter die geschundenen 30 Millionen Menschen kaum erreichen, wütet zugleich der historisch schlimmste Cholera-Ausbruch – und nun auch noch die Corona-Seuche.

“Dem kriegsgebeutelten Jemen gibt das Virus den Rest”

Martin Gehlen, Frankfurter Rundschau

“Das Gesundheitssystem im Yemen ist kollabiert: Die Menschen sterben in ihren Häusern und stecken ihre Familienmitglieder an,” berichten Experten. Hoffnung auf Besserung gibt es nicht, weil die rivalisierenden Mächte Saudi-Arabien und Iran nicht nachlassen, ihre jeweiligen Statthalter auszurüsten und aufeinanderzuhetzen.

🇧🇴 Bolivien: Präsidentin und Gesundheitssystem krank

In der südamerikanischen Anden-, Wüsten- und Regenwald-Republik Bolivien ist die liberalkonservative Interimspräsidentin Jeanine Añez (53) positiv auf das Coronavirus getestet worden, ebenso mehrere Minister. Damit musste sich das dritte lateinamerikanische Staatsoberhaupt neben Jair Bolsonaro (Brasilien) und Juan Orlando Hernández (Honduras) in Quarantäne begeben. Mit einer Zunahmerate von +2,66 täglich ist ein Abschwappen der Ansteckungen in weiter Ferne.

“Ein Land im Chaos: Corona-Lage in Bolivien vielerorts außer Kontrolle,” berichten Nachrichtenmedien. “Krankenhäuser nehmen oft keine Patienten mehr auf. Die Bevölkerung und die Mitarbeiter des Gesundheitssystems sind verzweifelt.” In einer Art Notmaßnahme hat der Senat in La Paz nun das Bleichmittel Chlordioxid offiziell als medizinisches Heilmittel gegen Covid-19 anerkannt – als erstes Land der Welt und obwohl die Fachwelt dringend davor warnt.

🇮🇳 Indien: Virus erreicht Bollywood

Während Indien zu Beginn der Corona-Pandemie recht gut durch die Krise zu kommen schien, ist es inzwischen nach den USA und Brasilien das Land mit den drittmeisten bestätigten Infektionen geworden: 970.000. Die nationalistische Hindu-Regierung in Neu Delhi spricht zwar von großen Erfolgen. Aber Metropolregionen wie die Hauptstadt oder der Moloch Mumbai (früher Bombay) mit ihren gedrängten Elendsvierteln schälen sich mehr und mehr als mögliche Hotspots heraus.

Für Aufregung und Anteilnahme in dem 1,3-Milliarden-Volk hat die Positivtestung bei Bollywood-Megastar Amitabh “Big B” Bachchan geführt. Der 77jährige Sänger, Politiker und Geschäftsmann musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Von dort aus rief der vielleicht größte Star der Hindi-Filmindustrie seine Bekannten auf, sich umgehend ebenfalls testen zu lassen (siehe unten).

Tragisch:  Sohn Abhishek Bachchan (44) – ebenfalls Schauspieler – und dessen gleichfalls als Mimin tätige Ehefrau Aishwarya (49, Ex Miss World) sind ebenfalls wegen Covid-19 in das selbe Krankenhaus wie der Senior gebracht worden. Die Bachchans sind die prominentesten Inder, die sich angesteckt haben. Die Nation verfolgt das Schicksal der schillernden Bollywood-Sippe mit großem Interesse.

🇬🇧 Großbritannien: Sorge um Königliche Parks

Das Bewusstsein der Engländer zur Bewahrung ihres nationalen Erbes ist bekannt. So geht man normalerweise pfleglich mit den vielen großen Parks um, für die klare Coronaregeln zum Abstandhalten und für die Hygiene erlassen worden sind. Dennoch scheinen einige Zeitgenossen die acht Königlichen Parks zu London mit dem britischen Ballermann in Magaluf/Mallorca zu verwechseln.

Die öffentlichen Gärten ähnelten stellenweise einer Müllhalde, klagt die Stadtverwaltung.

Einen Monat nach dem Lockdown waren die Königlichen Parks mit verstreutem Müll bedeckt, dessen Ausmaß zwanzig Doppeldecker-Bussen entsprach.

Express and Star

Überall Pizzaschachteln, Glasflaschen, Schutzmasken – und sogar Büromöbel! Um die 250 Tonnen Dreck wegzuschaffen brauchte die Parkverwaltung über 11.000 Arbeitsstunden allein im Juni…

Andere Londoner sind sorgsamer und kreativer. Sie gestalteten im Park vor dem Buckingham Palast einen grünen Geburtstagsgruß für die Queen – egal, dass Elizabeth II. aus Schutz vor Corona gar nicht in London weilt, sondern sich außerhalb in Schloss Windsor einquartiert hat… Hauptsache man behält eine “stiff upper lip“…