Von Wolf Achim Wiegand

Hamburg (waw) – Ich weiß: Sie können das Thema Corona nicht mehr hören. Das kann ich verstehen. Auch mir wäre es lieber, jeder würde beim Thema Corona nur an Bier denken müssen…

Andererseits: Das Corona-Virus wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Müssen. Denn in vielen Weltgegenden schwappen die Infektionszahlen wieder hoch. Unser Nachbarland Frankreich verbucht regional eine zweite Ansteckungswelle. In Großbritannien droht wegen Corona die schlimmste Rezession seit 300 Jahren. Israel bereitet sich auf den zweiten Lockdown vor.

Erstaunlich finde ich indessen, wie viele Deutsche sich trotz dieser unbestreitbaren Fakten leichtgäubig einen Tunnelblick zugelegt haben. Während die ganze Welt unter dem bislang unbekämpfbaren Virus leidet und handeln, wähnen sich viele Landsleute in einer deutschen “Coronadiktatur”. Sie können oder wollen nicht sehen, dass es sich um eine schlimme Pandemie handelt, die alle Regierungen der Welt zum Handeln zwingt – außer in 🇰🇵Nordkorea, wo es Corona angeblich gar nicht gibt.

“Es muss davon ausgegangen werden, dass das örtliche Gesundheitssystem in Nordkorea nicht über die Möglichkeiten zu Diagnose und Behandlung einer akuten COVID-19-Erkrankung verfügt.”

Auswärtiges Amt

Unterdessen wandert das Virus weiter um die Welt:

  • 🇮🇳 Indien geht man davon aus, dass zu Jahresanfang schätzungsweise 6,5 Millionen Coronafälle unentdeckt geblieben sind. Zugleich stieg der Tagesrekord am vergangenen Freitag (11.09.2020) auf über 96.000 Fälle. Und das trotz eines der härtesten Lockdowns der Welt.
  • 🇷🇺 In Russland bietet der Staat eine ungenügend getestete Medizin an. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wollen sie nicht haben, nicht einmal vom Staat geschenktgeschenkt.
  • 🇲🇾 Malaysia hat seine Schutzmaßnahmen bis Jahresende verlängert.

🇰🇷 Südkorea schlittert in die Seuche

Voll in den Coronamodus gerutscht ist indessen auch das Musterland Südkorea. Eigentlich hatte das hochentwickelte Land in Ostasien die Seuche mit Massentests und ohne Lockdown bestens in den Griff bekommen. Doch nun ist eine zweite Welle ausgebrochen. Auslöser waren unbelehrbare Kirchgänger, also Coronaleugner. Nun sind Treffen von mehr als 50 Personen in Gebäuden untersagt und weitere Einschränkungen stehen im Raum:

🇮🇩 Indonesien: Ferieninsel Bali gesperrt

Das Inselreich Indonesien hat soeben alle ausländischen Touristen bis Jahresende von seinem Traumeiland Bali verbannt. Das trifft die dort von Urlaubern lebenden Menschen hart. Eigentlich sollte die Wiederbelebung des Tourismus im September starten. Doch an Sightseeing-Spots wie Tempelanlagen herrscht Leere, genauso wie an den exotischen Sandstränden. Die Wirtschaft Balis sei im zweiten Quartal bereits um mehr als zehn Prozent eingebrochen, so die “Jakarta Post”.

🇺🇸 USA: Indianer besonders gekniffen

Die Trump-USA sind inzwischen zum Welt-Hotspot aufgestiegen – das Coronavirus wütet schlimmer, als jemals in China oder in Italien. Besonders betroffen ist die Navajo Nation – das Reservat eines der Indianervölker meldet nach New York und New Jersey die dritthöchste Infektionsrate im Lande. Einer der Gründe: die verarmten US-Ureinwohner müssen sich in “Grenzstädten” außerhalb ihrer Reservate versorgen, in denen aber keine strikten Auflagen gelten oder sich viele – weiße – Leute nicht einmal um die geringsten Vorschriften wie Maskenpflicht kümmern.

🇪🇸 Spanien: Insel der Seligen von Krise bedroht

Die bislang von Corona weitgehend verschonten Kanarischen Inseln stehen vor der Wende: Kürzlich meldeten die Regionalbehörden in Las Palmas einen neuen Infektionsrekord. Damit geraten die bislang verschonten Atlantik-Inseln in den Abwärtsstrudel der gesamten spanischen Tourismus-Branche. Der zehnmalige deutsche Volleyball-Meister Berlin Volleys sagte schon mal sein einwöchiges Trainingslager auf Gran Canaria ab.

Tatsache ist: Die Inseln vor der Westküste Afrikas stehen jetzt schlechter da als viele andere spanische Gebiete, für die eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt. Reisen auf die Kanaren könnten damit für Urlauber kompliziert werden. Dies könnte der schwer angeschlagenen Tourismusbranche, die einen Anteil von circa 35 Prozent am Regionaleinkommen hat, den Todesstoß versetzen, befürchtet man vor Ort.

🇲🇽 Mexiko: Säuglingsstationen mit gläsernen Mauern

Ein Krankenhaus in der Vier-Millionen-Stadt Monterrey (Bundesstaat Nuevo León, Mexiko) hat sich einen besonderen Service für Eltern neugeborener Kinder ausgedacht. Für sie wurde extra ein desinfizierter Lkw mit gläsernem Aufbau eingerichtet, durch den Freunde und Verwandte den Säugling mitsamt Mamá und Papá bewundern können. Besonderheit der findigen Mexikaner: gebrechliche Opas und Omas können mit dem Auto vorfahren, um das neue Menschlein ohne Aussteigen zu bewundern. Statt auf deutsche Art zu jammern macht man in Mexiko eben das Beste aus der Situation…