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— ausgewählte Europa-News von Wolf Achim Wiegand

🇮🇪 Regierungstausch in Irland:

In Dublin passiert poli­tisch Seltenes. Der lib­erale Min­is­ter­präsi­dent Micheál Mar­tin (Partei Fian­na Fáil) hat sein Amt an Leo Varad­kar von der kon­ser­v­a­tiv­en Partei Fine Gael übergeben — frei­willig?

Die bei­den tra­di­tionell ver­fein­de­ten Kon­tra­hen­ten hat­ten 2020 wider­willig eine riesen­große Koali­tion mit den Grü­nen geschlossen. Zweck: Fern­hal­ten der linken Wahlsieger von der Partei Sinn Féin unter Mary Lou McDon­ald (links).

Die repub­likanisch gesin­nte Partei ist ein­stiger poli­tis­ch­er Arm der Ter­ror­gruppe IRA. Sie ver­ficht die Wiedervere­ini­gung Irlands. Obwohl sie erst­mals stärk­ste Partei der Repub­lik gewor­den ist — nie­mand mag mit Sinn Fein kooperieren.

Varad­kar war schon ein­mal Pre­mier. Er ist wie sein britis­ch­er Kol­lege Rishi Sunak der Sohn eines indis­chen Ein­wan­der­ers und lebt offen mit einem gle­ichgeschlechtlichen Part­ner zusam­men. Wegen eines Par­tyvideos kam er jet­zt in kri­tis­chen Fokus.

Inde­pen­dent

🇩🇪 Baerbocks Iran-Kurs abgeblockt:

Bun­de­saußen­min­is­terin Annale­na Baer­bock hat zen­trale Anliegen ihrer Iran-Poli­tik nicht durch­set­zen kön­nen. Ihre 26 EU-Kol­le­gen lehn­ten es unisono ab, bei den neuen Sank­tio­nen gegen Iran von Europa aus das Ende des Atom­abkom­mens aufzu­rufen.

Die harte Hal­tung der Grü­nen­poli­tik­erin find­et beson­ders im Europäis­chen Auswär­ti­gen Dienst keine Gegen­liebe. Die EU-Diplo­mat­en sehen im Atom­abkom­men die einzige echte Chance, Iran vom Erwerb der Todeswaf­fen abzuhal­ten und über­haupt noch im Gespräch zu bleiben.

Die EU-Außen­min­is­ter­ber­atun­gen über den Aufgewühlten Iran, bei denen trotz Baer­bocks Wun­sch auch die Rev­o­lu­tion­s­gar­den nicht expliz­it sank­tion­iert wur­den, standen emo­tion­al im Schat­ten der zweit­en Hin­rich­tung eines Demon­stran­ten. Rus­s­land und Iran rück­en unter­dessen immer enger zusam­men.

Europäis­ch­er Rat (Erk­lärung) Tagess­chau (Hin­rich­tung) ntv (Russland/Iran)

🇺🇦 Millionen Ukrainer erwartet:

Der rus­sis­che Angriff­skrieger Wladimir Putin kön­nte ein grausiges Ziel erre­ichen. Seine Bom­barde­ments auf Zivilis­ten und Energiein­fra­struk­tur mit­ten im eisi­gen Win­ter kön­nten Mil­lio­nen Men­schen zur Flucht in die EU ver­an­lassen. Das sollen sie nach Kreml-Lesart auch, um — so die rus­sis­che Hoff­nung — Chaos und Unfrieden über Südost‑, Süd‑, Mit­tel- und Wes­teu­ropa zu brin­gen.

Die EU richtet sich darauf ein. Deutsch­land meldet bei Unterkün­ften jet­zt schon lan­dunter. Auch andere EU-Län­der sind rand­voll.

Laut den UN wur­den seit Kriegs­be­ginn fast acht Mil­lio­nen Men­schen aus der Ukraine für vorüberge­hen­den Schutz oder ähn­liche nationale Schutzpro­gramme in Europa reg­istri­ert. Deutsch­land hat über eine Mil­lion Per­so­n­en aufgenom­men.

Unter­dessen bietet DHL im Rah­men ein­er groß angelegten Unter­stützungsak­tion an, gratis Hil­f­s­pakete zu ver­schick­en. Die ukrainis­che Post Ukr­posh­ta verteilt sie dort, wo sie am drin­gend­sten benötigt wer­den.

UNHCR Kosten­freie Hil­f­s­pakete EU-Maß­nah­men

🇬🇧 Streikwelle stört Weihnachtslaune:

In Großbri­tan­nien ist die Adventszeit 2022 von Aufruhr geprägt. Über das uneinige Kön­i­gre­ich rollt die größte Arbeit­skampfwelle seit Jahrzehn­ten. Selb­st Kranken­schwest­ern wollen für bessere Löhne und Arbeits­be­din­gun­gen streiken, was die ohne­hin über­lasteten Hos­pitäler bis ins Mark trifft.

Dem Land dro­ht Still­stand, weil zudem Eisen­bah­nen und Post angesichts von Infla­tion und Energiepreiss­chock den Aus­stand ankündi­gen. Im Jan­u­ar sollen Feuer­wehren, Schulen und U‑Bahnen fol­gen.

Der kon­ser­v­a­tive Pre­mier Rishi Sunak erwägt den Not­fall­ein­satz von Mil­itärs und Beamten und dro­ht mit „neuen stren­gen Geset­zen“ gegen Streiks.

Guardian BBC   

🇪🇺🇬🇷 Neue Vorwürfe gegen Frontex:

Die EU-Gren­zschutza­gen­tur Fron­tex ste­ht wegen ihres Vorge­hens gegen Flüch­t­ende in Rich­tung Europa erneut in der Kri­tik von Men­schen­rechtlern. Eine Inves­tiga­tivrecherche kommt zum Schluss, dass die Behörde Luftüberwachung mit Drohnen im zen­tralen Mit­telmeer ein­set­zt. Mit den Erken­nt­nis­sen gibt sie der als bru­tal gel­tenden libyschen Küstenwache Tipps zum erle­ichterten Abfan­gen von Boat­peo­ple.

Fron­tex nehme in Kauf, dass Men­schen bei ihrer Rück­kehr nach Libyen „alb­traumhafte Mis­shand­lun­gen“ erlei­den müssen, sagen die Kri­tik­er. Die Agen­tur und die EU soll­ten zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Fron­tex wird seit Langem ille­gales Zurück­drän­gen (push-back) vorge­wor­fen.

Human Rights Watch (Recherche) Heise (Hin­ter­grund EU-Drohnen)

🇪🇺 EU einig über CO2-Begrenzung:

Das Europäis­che Par­la­ment (EP) und der Europäis­che Rat haben sich auf einen neuen Mech­a­nis­mus zur Anpas­sung der CO2-Gren­zen in den 27 EU-Mit­gliedsstaat­en geeinigt. Damit schafft Europa ein weltweites Novum.

Sobald der Beschluss umge­set­zt ist, sollen alle Emit­ten­ten — unab­hängig vom Stan­dort ihrer Pro­duk­tion — in gle­ich­er Weise für kli­maschädliche Abgase zahlen. Beson­ders betrof­fen: Eisen, Stahl, Zement, Düngemit­tel, Alu­mini­um und Strom.

Die lib­erale EP-Frak­tion Renew begrüßt den Deal: „Wir schaf­fen gle­iche Wet­tbe­werb­s­be­din­gun­gen und ver­hin­dern, dass Unternehmen ihre Aktiv­itäten in weniger kli­mafre­undliche Län­der ver­lagern.“

Reuters Renew Sta­tis­tik

🇪🇺 Kontrolle vor Grenzübertritt:

Die EU-Gren­zsicherung soll „intel­li­gen­ter“ und der Kampf gegen Krim­i­nal­ität und Ter­ror­is­mus effek­tiv­er wer­den. Das ist das Ziel der Europäis­chen Kom­mis­sion bei einem Vorschlag neuer Regeln zur Samm­lung von Flug­gast­dat­en (API Data).

So sollen die gut eine Mil­liarde über EU-Gren­zen Reisenden schon vorher über­prüft wer­den. Dazu müssten Rei­sev­er­anstal­ter oder Fluglin­ien mit Kun­den nach oder in Europa bes­timmte Dat­en unmit­tel­bar nach der Buchung an die neue Kon­trol­la­gen­tur namens eu-LISA melden.

Die von Ursu­la von der Leyen geführte Behörde nen­nt den Plan „eine der wichtig­sten Maß­nah­men für eine EU-Sicher­heit­sunion“. EU-Par­la­ment und die 27 Regierun­gen müssen nun darüber befind­en. Die Ein­führung kön­nte bis 2028 dauern.

Europäis­che Kom­mis­sion    

🇪🇺 Müde, aber glücklich:

Mor­gens um vier Uhr haben Ver­hand­lungs­führer der drei EU-Insti­tu­tio­nen eine vor­läu­fige Eini­gung auf kon­junk­tur­fördernde Energiemaß­nah­men erzielt.

Ziel von Par­la­ment, Kom­mis­sion und Rat ist es, mit dem Förder­pro­gramm Repow­erEU die europäis­che Abhängigkeit von fos­silen Brennstof­fen aus Rus­s­land zu been­den. Das soll gehen durch ver­stärk­ten Ein­satz erneuer­bar­er Energien, mehr Energieef­fizienz und wirkungsvollerer Energiespe­icherung. Dafür gibt es Förderun­gen aus Europa etwa für bessere Gebäud­edäm­mung, aus­geweit­ete Pro­duk­tion von nach­haltigem Bio­methan und Wasser­stoff sowie Energies­paran­reize.

Der Deal muss noch for­mal bestätigt wer­den.

Europäis­ch­er Rat

💡🇺🇦 Gegen das Dunkel:

Eine Liefer­ung über rund 30 Mil­lio­nen LED-Spar­lam­p­en soll Ukrain­ern helfen, trotz rus­sis­chen Bom­barde­ments auf Energiein­fra­struk­tur einiger­maßen über den Win­ter zu kom­men. Das kündigt die Europäis­che Union an.

Neben Glüh­bir­nen will die EU im Rah­men ihrer Katas­tro­phen­schutzhil­fe RescEU auch 40 große Gen­er­a­toren für Kranken­häuser sowie fast 500 kleinere Stromerzeuger für All­t­agszwecke bere­it­stellen. Darunter sind 23 Not­stromerzeuger aus Deutsch­land und 252 aus Litauen.

Die Ukraine steckt in ein­er lebens­bedrohlichen Energiekrise, da Rus­s­land seit Wochen gezielt Kraftwerke zer­bombt.

Europäis­che Union

🧑‍🍳💊 Drogenköche mit Herdplatte in der EU:

Kor­rupte europäis­che Beamte fungieren als Ver­mit­tler für Dro­genkartelle und ermöglichen somit erfol­gre­ichen Schmuggel.

Das ist eine Quin­tes­senz des ersten gemein­samen Analy­se­bericht­es der EU-Polizeibehörde Europol und der US-Dro­gen­bekämpfer DEA. Danach arbeit­en ins­beson­dere mexikanis­che Ver­brech­er mit EU-Krim­inellen zusam­men, um eupho­risieren­des Metham­phet­a­min und Kokain in Europa in den Umlauf zu brin­gen.

Sorge lösen in der EU neu ent­deck­te „Küchen“ zur Her­stel­lung von Fen­tanyl aus, eines kün­stlichen Schmerzmit­tels, das der Killer Num­mer eins unter US-Süchti­gen ist. Europol und DEA wollen kün­ftig enger gegen „krim­inelle Part­ner­schaften“ vorge­hen.

Europol

🟢🚗🇳🇴 E‑Autos zwar grün, aber teuer:

Die nor­wegis­che E‑Autolobby ist wütend. Im E‑Mobilitätsmusterland könne das Aufladen kün­ftig dop­pelt so teuer sein wie das Tanken umweltschädlichen (fos­silem) Kraft­stoffes. Und: Der Kauf von E‑Autos lohne sich nicht mehr. 

Aus­lös­er für den Unmut:

Aus­gerech­net die grün geführte Verkehrs­be­hörde von Oslo hat die Kosten an stadteige­nen Ladesäulen fast ver­dreifacht. Grund: Kürzung oder Stre­ichung staatlich­er Vergün­s­ti­gun­gen für E‑Autos.

Inzwis­chen fährt jedes fün­fte nor­wegis­che Auto mit Strom, in der Haupt­stadt sog­ar jedes dritte. Damit ist Nor­we­gen der Welt­meis­ter bei der Nutzung von Elek­troau­tos.

Newsinenglish.no

🇪🇺👊🇨🇳 Gegengewicht zu China:

Die Koop­er­a­tion mit den Staat­en des ASEAN-Ver­ban­des soll ein Gegengewicht zu Chi­na schaf­fen. So die Brüs­sel­er The­o­rie.

Doch die von der Europäis­chen Union (EU) zehn umwor­be­nen Län­der (650 Mio. Ein­wohn­er) sind selb­st­be­wusst. Die EU müsse ihre Ansprüche an Han­delsabkom­men auf ein akzept­a­bles Maß zurück­steck­en, mah­nte der philip­pinis­che Präsi­dent Fer­di­nand Mar­cos Junior beim Gipfel­tr­e­f­fen in Brüs­sel.

Arbeit­nehmer­rechte und Umweltschutz nach EU-Geschmack sind laut Abschlusserk­lärung vor­erst kein wirk­lich gemein­sames The­ma, eben­so wenig wie der für Asi­at­en ferne Ukrainekrieg.


Han­dels­blatt Gemein­same Erk­lärung

🇷🇺 Putins Propagandaplatten:

Tag für Tag pustet der Kreml mehr oder weniger geschickt verqueere Sichtweisen in die Welt. Zum Kon­tern haben EU und NATO das Team „East Strat­Com Task Force“ (deutsch: Strate­gis­ches Kom­mu­nika­tion­steam Ost) gegrün­det. Es spürt Putins Tricks auf und stellt sie bloß und richtig.

Vorige Woche ver­suchte Rus­s­land sich als „ver­ant­wor­tungsvoll“ zu pro­fil­ieren und behauptete, nicht als erstes Atom­waf­fen ein­set­zen zu wollen.

Ein manip­u­la­tiv­er Trick, der in Desin­for­ma­tion ver­packt ist,“ warnt die Task Force. „Man hofft, dass alle zit­tern und um eine Ver­ringerung der Span­nun­gen bet­teln wer­den. Dann verkün­den Sie anmutig: kein Erstein­satz von Atom­waf­fen. Ern­ten Sie den Applaus.“

euvsdisinfo.eu

🇺🇦🪖 Ukraine-Truppen in Deutschland:

Die USA wollen die Zahl der ukrainis­chen Sol­dat­en, die sie im deutschen Grafen­wöhr, Bay­ern, aus­bilden, mehr als ver­dop­peln. Das meldet die The New York Times.

Geplant sei, jeden Monat ein ukrainis­ches Batail­lon — etwa 600 bis 800 Sol­dat­en — zu trainieren, etwa für fortschrit­tlichere Gefecht­stak­tiken inklu­sive Koor­dinierung von Boden­in­fan­terie und Artillerie.

New York Times

🇪🇺🚘🇨🇳 Betrug mit Autos aus China:

Die Europäis­che Staat­san­waltschaft (EPPO) meldet die Zer­schla­gung eines Schmug­gler­ringes mit E‑Autos aus Chi­na in Rich­tung Europa. Sie ließ 28 Fahrzeuge in Civ­i­tavec­chia beschlagnah­men, dem Hafen von Rom.

Die Pkw „ein­er bekan­nten Marke“ – chi­ne­sisch oder europäisch bleibt offen — waren mit einem Wert von nur 80.000 Euro deklar­i­ert wur­den, obwohl sie das Zehn­fache wert waren. Ziel sollte Öster­re­ich sein.

„Das ist unlauter­er Wet­tbe­werb auf dem EU-Automarkt “, so EPPO. Über Fes­t­nah­men gab es keine Infor­ma­tio­nen.

EPPO

🇺🇦😢 Kein Vergessen:

Nach dem Deutschen Bun­destag und 20 anderen Volksvertre­tun­gen hat auch das EU-Par­la­ment den Holodomor als Völk­er­mord anerkan­nt. 1932/33 waren in der Ukraine Mil­lio­nen Men­schen an Hunger gestor­ben, weil Sow­jet­dik­ta­tor Josef Stal­in Getrei­deentzug als poli­tis­che Waffe einge­set­zt hat­te.

Ukraines Außen­min­is­ter Dmytro Kule­ba bedank­te sich beim EP: „Dieser Schritt stellt die his­torische Gerechtigkeit wieder her.“

Rede Radek Siko­rs­ki MdEP Video: Ukrainis­ches Insti­tut des Nationalen Gedenkens

🇧🇦 EU-Neuling auf Wartebank:

Bosnien-Herze­gow­ina ist Kan­di­dat für die Auf­nahme als 28. EU-Mit­glied. Das haben die Staats- und Regierungschefs der Europäis­chen Union beschlossen. Doch für das Balkan­land bedeutet das zunächst nicht beson­ders viel.

Süd­deutsche

🇷🇺🇪🇺 Kurz vor Mitternacht:

EU-Staat­en brin­gen kurz vor der Heim­fahrt der Staats- und Regierungschefs neue Sank­tio­nen gegen Rus­s­land auf den Weg. Unter anderem beschließt der Gipfel: Weit­ere Han­dels­beschränkun­gen und neue Maß­nah­men gegen rus­sis­che Banken.

Han­dels­blatt