EuropÀische Themen dieser Woche
EUROPA-TopThemen von WOLF ACHIM WIEGAND đȘđș
(EuropĂ€ische Union) – Was hat Macher und Beobachter der EU vergangene Woche an- und umgetrieben?
Das EUROPAthema Nr. 1 war aus meiner Sicht der – ja! – gescheiterte europĂ€isch-lateinamerikanische Gipfel in BrĂŒssel. Es gab so viele Erwartungen. Aber die SĂŒd- und Mittelamerikaner (und die Amerikaner in der Karibik) haben sich mit Europa zum Teil auseinandergelebt. GroĂe Projekte liegen auf Eis – siehe unten.
Dass auch eine erfahrene, beliebte und erfolgreiche Politikerin krĂ€ftig ins Falsche greifen kann, das hat die mĂ€chtige EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erfahren mĂŒssen – ein vorprogrammierter Eklat. Und dann sind da noch die europĂ€ischen Bischöfe: siehe ganz unten in der Rubrik “Das Letzte”…
DAS ALLES UND NOCH VIEL MEHR —ïž

Europathema: Die Liebe der Latinos zu Europa – abgekĂŒhlt…

Einen RealitĂ€tsschock fĂŒr Europa hat es beim europĂ€isch-sĂŒdamerikanischen Gipfeltreffen in BrĂŒssel gegeben. Dort hatten sich die Regierungschefs der EuropĂ€ischen Union (EU) mit ihren Kollegen aus dem Gemeinsamen SĂŒdamerikanischen Markt (MERCOSUR) getroffen, dem fĂŒnf Vollmitglieder und sieben assoziierte Staaten angehören. Doch der EU-Wunsch, die gröĂte Freihandelszone der Welt (770 Mio. Einw.) zu grĂŒnden und Zugriff auf Rohmaterialien, Wasserstoff und Nahrungsmittel zu bekommen, ist bei Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay auf ganz andere Interessen gestoĂen: welt.de
Traditionell galten die SĂŒdamerikaner als gesetzte VerbĂŒndete Europas â doch das hat sich grĂŒndlich gewandelt: China ist im Vormarsch. Als Gegenpuffer hat die EU der Region Milliardeninvestitionen zugesagt. Zudem konnten binationale Abkommen zur nachhaltigen Beschaffung von Energie und kritischer Rohstoffe geschlossen werden. international-partnerships.ec.europa.eu
Kritik an SĂŒdamerika-Abkommen: Das evangelische Hilfswerk âBrot fĂŒr die Weltâ will in einer Studie bewiesen haben, dass das geplante EU-Abkommen die SĂŒdamerikaner stark benachteiligt.
Machtverschiebung bei Europawahl?
Die Abstimmung fĂŒr das EuropĂ€ische Parlament im Sommer nĂ€chsten Jahres könnte die politischen KrĂ€fte in der EU deutlich nach RechtsauĂen verschieben. Das skizzieren seriöse Wahlforscher. Danach wĂ€re das bislang tonangebende Mitte-links-BĂŒndnis aus Sozialdemokraten (S&D), Liberalen (RE), GrĂŒnen und Linken kĂŒnftig weit von einer Mehrheit entfernt. Aber auch die Christdemokraten gewĂ€nnen keinen neuen Einfluss. Fette Pluspunkte flössen hingegen dem national gesinnten Lager aus der EKR-Fraktion zu. Sollten diese “EuropĂ€ischen Konservativen und Reformer” mit gemĂ€Ăigten Konservativen rund um CDU/CSU kooperieren, könnten sie â Stand heute – BeschlĂŒsse blockieren. table.media
Migrationspakt ohne Wums?
Die Tinte war gerade trocken unter dem als bahnbrechend gefeierten Abkommen der EuropĂ€ischen Union (EU) mit Tunesien, da sĂ€te die Regierung des nordafrikanischen Landes bereits Zweifel am Vereinbarten. Das nordafrikanische Land wolle kein “Aufnahmezentrum” fĂŒr die RĂŒckfĂŒhrung von Migranten aus Subsahara-Staaten werden, so ein hoher Beamter â nur Tunesier wĂŒrden zurĂŒckgenommen. Das nervt vor allem die rechtsradikale italienische MinisterprĂ€sidentin Giogia Meloni, die alle unerlaubt Eingereisten in LĂ€nder zurĂŒcksenden möchte, durch die man sie schmuggele â das wĂ€ren aus Tunesien pro Vierteljahr etwa 10.000 Personen. Die Kritik ist an dem Pakt ist groĂ. tagesschau.de
Neuer Hilfsschub fĂŒr Ukraine:
Vor dem Hintergrund russischer Bombenangriffe auf die Weltkulturerbe- und Hafenstadt Odesa haben die EU-AuĂenminister weitere UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine beschlossen. AuĂer Waffenhilfe, wie die Bereitstellung moderner Kampfjets, geht es dabei um eine deutliche Ausweitung der MilitĂ€rausbildung. Die soll nach und nach verstĂ€rkt direkt in dem angegriffenen Land selbst durchgefĂŒhrt werden. Insgesamt haben schon 25.000 Angehörige der ukrainischen StreitkrĂ€fte in EU-Staaten trainiert. Die EU will zudem mehr Zusammenarbeit in der RĂŒstungsproduktion und bei der MinenrĂ€umung leisten.
Europathema: Tempo-Deutschland, ein rasend gutes Vorbild?
Die einzigartige deutsche Autobahnfreiheit findet europĂ€ische Nachahmer. Die Regierung Italiens prĂŒft, das 130-km/h-Maximum abzuschaffen. BegrĂŒndung: Die meisten Verkehrstoten gebe es auf LandstraĂen, nicht auf Autobahnen. Tschechien hat die Erhöhung des Tempolimits auf bestimmten Strecken bereits beschlossen. Anderswo in der EU fĂ€hrt man noch gebremst, z. T. nur 100 km/h – noch? merkur.de

EU schimpft mit Beitrittskandidat:
Die EuropĂ€ische Union ist sehr unzufrieden mit dem Mitgliedsaspiranten Bosnien und Herzegowina. Eine ErklĂ€rung zum Abschluss von BrĂŒsseler Beratungen zwischen der Regierung in Sarajewo und der EU-Kommission sagt, der Staatenverbund habe âgroĂe Besorgnisâ ĂŒber nationalistische AktivitĂ€ten, âdie die verfassungsmĂ€Ăige Ordnung des Landes in Frage stellenâ. Zudem erfĂŒlle der multi-ethnische Staat nicht die 14 EU-Bedingungen zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen. In dem Balkanstaat ist der deutsche Ex-Agrarminister Christian Schmidt als Hoher ReprĂ€sentant der UN tĂ€tig. Er hat gerade kraft Amtes zwei ParlamentsbeschlĂŒsse kassiert. Die Bundeswehr wacht mit der âEUFORâ-Mission ĂŒber brĂŒchigen Frieden. consilium.europa.eu

“Heute ist es die Ukraine, aber morgen könnte es jeder von uns sein; was in der Ukraine passiert, ist ein inakzeptabler imperialistischer Angriffskrieg, der gegen das Völkerrecht verstöĂt.”
Der linkssozialistische PrĂ€sident von Chile, Gabriel Boric, widerspricht beim Lateinamerika-Gipfel in BrĂŒssel den vielen putinversteherisch gestimmten Kollegen.

Razzia bei EU-Abgeordneter:
Die Polizei in BrĂŒssel hat das Haus der belgischen sozialistischen Europaabgeordneten Maria Arena durchsucht. Die Razzia in Anwesenheit der PrĂ€sidentin des EuropĂ€ischen Parlaments, Roberta Metsola, war Teil der “Katargate”-Ermittlungen – ein Korruptionsskandal zugunsten des Emirats Katar. Darin sind vier Abgeordnete der sozialdemokratischen Fraktion verwickelt. Arena bestreitet jede Beteiligung, ist aber als Vorsitzende des Ausschusses fĂŒr Menschenrechte zurĂŒckgetreten. politico.eu
Langer Arm der EU-Polizei:
Unter maĂgeblicher Beteiligung der europĂ€ischen Polizeibehörde Europol ist in SĂŒdamerika ein mutmaĂlicher Kopf der Rauschgiftproduktion in Europa verhaftet worden. Nach offiziellen Angaben arbeitete der 43jĂ€hrige im Auftrag mexikanischer Verbrecherorganisationen. Er war in den Niederlanden zur Fahndung ausgeschrieben worden. Der SĂŒdamerikaner wartet nun auf die Auslieferung. Im Laufe der Ermittlungen wurden mehrere Drogenlabors in Europa ausgehoben und ĂŒber 50 weitere VerdĂ€chtige verhaftet. europol.europa.eu

Europathema: Eklat, Eklat bei EU-Topjobbesetzung!
Wenige Tage nach ihrer Ernennung hat die US-Ăkonomin Fiona Scott Morton (56) den sicher geglaubten Posten als Chefvolkswirtin der EuropĂ€ischen Kommission dankend zurĂŒckgegeben. Die von Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ohne Ausschreibung durchgedrĂŒckte Personalie hatte in BrĂŒssel zu Furor gefĂŒhrt, da die Yale-Professorin enge Beziehungen mit Technologieunternehmen wie Microsoft und Apple hat, deren Einfluss die EU zĂ€hmen möchte.
Der französische PrĂ€sident Emmanuel Macron hatte den möglichen Interessenkonflikt der NichteuropĂ€erin öffentlich verdammt. Und gleich fĂŒnf EU-Kommissare verlangten schriftlich von EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen, die Personalie zu verhindern. Mortons Reaktion: Es sei âdas Besteâ, wenn sie sich selbst zurĂŒckziehe. politico.eu
Linker Coup: KapitÀnin wird Kandidatin
Die parteilose FlĂŒchtlingsaktivistin Carola Rackete soll als Listenzweite die weibliche Spitzenkandidatin der zerstrittenen Partei “Die Linke” im Europawahlkampf werden. Die 35jĂ€hrige gelernte KapitĂ€nin aus Preetz nahe Kiel war im Sommer 2019 international bekannt geworden, als sie das Seenotrettungsschiff “Sea Watch 3” nach wochenlangem Warten trotz Verbots mit 53 Migranten in den italienischen Hafen Lampedusa lenkte. Der damalige Innenminister Matteo Salvini hatte die Beharrliche als “reiche und verwöhnte deutsche Kommunistin” beschimpft, ein Strafverfahren gegen sie schlug fehl. Linke-Spitzenkandidat Nr. 1 soll Parteichef Martin Schirdewan (48) werden. stern.de
Europathema: Geht von der Leyens Vize?
Knapp ein Jahr vor der Europawahl bahnt sich das nationale Comeback des mĂ€chtigsten Mannes in der EuropĂ€ischen Kommission an. Frans Timmermans, geschĂ€ftsfĂŒhrender EU-VizeprĂ€sident und Klimakommissar, strebe als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten in die Heimat Niederlande zurĂŒck, heiĂt es aus gut informierten BrĂŒsseler Kreisen. Der 62jĂ€hrige Ex-AuĂenminister solle im Herbst bei den Wahlen gemeinsam mit den GrĂŒnen als Kandidat fĂŒr das Amt des Regierungschefs antreten, weil er Architekt des europĂ€ischen Green Deal sei. Die Neuwahl in NL wird notwendig, weil sich der altgediente liberale MinisterprĂ€sident Mark Rutte nach dem Scheitern seiner bĂŒrgerlichen Koalition aus der Politik verabschiedet. politico.eu/article/frans-timmermans
Personalrotation im Auge der EU:
Charles Michel, PrĂ€sident des EuropĂ€ischen Rates und damit der 28 EU-Regierungen, hat seinen langjĂ€hrigen Pressesprecher verloren. Barend Leyts (51) wird Kommunikationsdirektor des belgischen Premierministers Alexander De Croo. Designierte Nachfolgerin ist die RumĂ€nin Ecaterina Casinge, derzeit Kabinettschefin der moldawischen PrĂ€sidentin Maia Sandu. Sie kommt nicht wie ihr kĂŒnftiger Chef aus der liberalen Parteienfamilie, sondern aus dem konservativen Lager. politico.eu


Europathema: EU-Wohnungsbau schwÀchelt
Europa verfehlt seine Wohnungsbauziele, zeigt die Analyse eines Forscher- und Beratungsnetzwerks. Danach ist der RĂŒckgang fertig gestellter Wohnungen besonders heftig in Schweden, DĂ€nemark und Ungarn. Auch Deutschland gilt mit Minus von 32 Prozent in einem Vergleichszeitraum zu den MangellĂ€ndern. HauptgrĂŒnde: Hohe Inflation und krĂ€ftiger Zinsanstieg sowie Instandhaltungs- und Sanierungskosten. tagesschau.de
Briten lieben Europa:
Sieben Jahre nachdem das Vereinigte Königreich fĂŒr den Austritt aus der EuropĂ€ischen Union gestimmt hat wĂŒrde mehr als jeder zweite Untertan Ihrer MajestĂ€t König Charles III. gerne in die EU zurĂŒckkehren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die andere Meinungsforschungen bestĂ€tigt. Hintergrund ist die magere Erfolgsbilanz des Brexits. Das Land kĂ€mpft mit hoher Inflation, Lieferkettenschwierigkeiten und Personalnot. Und im Handel sind EnglĂ€nder, Schotten, Waliser und Nordiren isoliert. n-tv.de/wirtschaft

Europathema: “Abort ist Teufelskramâ
Abtreibung ist “ethisch unhaltbar” gegenĂŒber den Menschenrechten und dem europĂ€ischen Recht. Das findet die Konferenz der katholischen europĂ€ischen Bischöfe (COMECE). In einer ErklĂ€rung widersprechen die mĂ€nnlichen Geistlichen ihrem Glaubensbruder und PrĂ€sidenten Frankreichs, Emmanuel Macron. Der will das Recht auf Schwangerschaftsabbruch europaweit gesetzlich verankern. catholicnewsagency.com
