Politische Korrektheit: Darf man Cowboy & Indianer noch anschauen?

Von Wolf Achim Wiegand

Hamburg / Bad Segeberg – Was meinen SIE? Darf man heutzutage noch ein Theaterstück zum Thema Cowboy & Indianer vorführen und anschauen? Sollten Kinder das noch spielen?

“Oder ist das angesichts der Unterdrückung und Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner moralisch bedenklich?,” stellte die Süddeutsche Zeitung kürzlich in den Raum.

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MEINE Meinung:

Ich habe die Karl-May-Festspiele am Kalkberg in Bad Segeberg besucht. Es hat mir dort sehr gut gefallen.

Mein Fazit:

Klar darf man die bunten Geschichten und Geschichtchen aus dem Wilden Westen weiterhin zeigen und genießen. Die vielen klischeehaften Western-Erzählungen sind ein Genre, das zu unserem Kulturerbe gehört. Man muss dabei ja nicht alles für bare Münze nehmen.

Stücke über die Eroberung des Wilden Westens können mit Einfühlungsvermögen inszeniert werden. Seid mit offenen Armen bereit, Emotionen zu verspüren, wenn Cowboys und Indianer als Kunst wieder zum Leben auferstehen!

Nehmen wir Karl May (1842 – 1912), beim Bad Segeberger Festival verkörpert von Harald P. Wieczorek (Foto unten). Historisch gesehen wurden seine Werke nun mal in einer Zeit geschrieben, in der stereotype Darstellungen und kulturelle Unkenntnis die Norm waren.

Aber gerade der Trivialschriftsteller aus dem sächsischen Radebeul hat sich durch eigene Recherchen darum bemüht, sich in fremde Kulturen einzuarbeiten, obwohl er selbst nie vor Ort war. In 42 Sprachen übersetzt und 200 Millionen Mal gedruckt hat er mehr Interesse an der nativen Urbevölkerung und den First Nations in Nordamerika geweckt, als mancher selbsternannte Korrektheitsapostel und Kulturschützer. Jährlich rund 400.000 Zuschauer am Kalkfelsen in Bad Segeberg – auch bei strömendem Regen – sind Beweis dafür.

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Der Weiße Mann und die Klischees

In Karl Mays Märchen gibt es gewiss Vorurteile und falsche Klischees, die zur Verzerrung der Realität indigene Kulturen geführt haben. So lässt er die Mescalero-Apachen in einem Pueblo wohnen, was falsch ist. Aber er liefert überaus korrekte Beschreibungen des Aufbaus von Pueblos ab, einer Siedlungsform, die andere Stämme in New Mexico und Colorado pflegten. So ermöglichen Karl Mays fiktionale Erzählungen sehr wohl eine facettenreiche Darstellung von Kulturen.

Wahr ist auch: Bei Karl May hat der “Weiße Mann” durchaus nicht immer das Recht auf seiner Seite:

“Nenne man nicht den Indianer einen Wilden. Er ist dasselbe Ebenbild Gottes wie der Weiße, der sich doch unendlich höher dünkt.”

Aus “Das Waldröschen”, dem populärsten deutschen Fortsetzungsroman des 19. Jahrhunderts (Dresden 1882–1884, S. 1105)

Grundsätzlich ist mir wichtig zu betonen, dass es nicht darum gehen kann, bestimmte Themen zu verbieten, sondern darum, wie wir diese Themen behandeln. Kunst kann Perspektiven erweitern, Vorurteile abbauen und Verständnis fördern. Auch mit Stories über “Cowboy & Indianer”. Sie können auf der Bühne, in der Literatur und im Spiel existieren, solange wir Werte der Gleichheit, des Respekts und der Würde widerspiegeln.

Szenen aus “Der Ölprinz” bei den Karl-May-Festspielen 2023 in Bad Segeberg / Fotos: (c) waw 2023

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