📺🌐 #Flashback: Das ist doch von gestern! Nein, es ist sogar von vor 34 Jahren – eine Erinnerung an meine Jahre als selbständiger Krisenreporter. Hier: Thema Palästina.

Von Wolf Achim Wiegand

Budapest, im Frühherbst 1989: Ich spreche spontan mit Jassir Arafat, dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Es war die Zeit, als der Eiserne Vorhang in Europa zu bröckeln begann. Die Welt war im Tauwetter-Modus.

Arafat redet – Exklusives Statement bei Eröffnung der Botschaft des Staates Palästina in Budapest, 1989. Reportage in voller Länge siehe unten.

Klicke weiter unten auf die Originalreportage in Gesamtlänge (45 min.): „Die Botschafter Palästinas – Diplomaten ohne Nation“ – Schauen Sie sich diese Reportage mit dem Bewusstsein an, dass sie im Jahre 1989 produziert wurde. Die Augen der Welt – und auch meine – hatten damals, als es die Hamas noch nicht gab (!), einen etwas anderen Blick, als man ihn heute auf den Konflikt im Nahen Osten hat…

Zur Einordnung. Das Jahr 1989:

  • Ein Jahr zuvor hatte Arafat im israelisch besetzten Westjordanland und im Gaza-Streifen den Staat Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt ausgerufen.
  • Fünf Jahre zuvor hatte der Ex-Terrorist zusammen mit Israels Premier Jizchak Rabin und Außenminister Schimon Peres den Friedensnobelpreis bekommen.

Nun hatte ich an einem sonnigen Oktobertag mit meinem Kamerateam Gelegenheit, Arafat einen ganzen Tag bei einem Staatsbesuch in Ungarn zu begleiten. Das Land wurde noch (reform)kommunistisch regiert, der Eiserne Vorhang war noch nicht gefallen, es bröckelte aber schon.

Wir drehten damals eine europaweite Reportage über die palästinensische Friedensdiplomatie. Dabei porträtierte ich Palästinas Emissäre in Bonn, Paris, Rom. Den Haag und Budapest.

In Ungarns Hauptstadt Budapest folgten wir dem charismatischen Mann mit dem schwarz-weißen Palästinenser-Kopftuch (Kufiya) und der militärähnlichen Uniform auf Schritt und Tritt. Zu Gesprächen mit Politikern. Zu einem Lunch im Parlament. Und zu einer altmodischen Villa, wo Arafat feierlich die Botschaft des Staates Palästina eröffnete, den Ungarn als einer von damals -zig Staaten anerkannte.

Arafat verkörperte 1989 Hoffnungen auf Frieden im Nahen Osten. Zugleich war der 60-jährige wegen seiner gewaltsamen Jahrzehnte eine der umstrittensten politischen Figuren der Welt. Die Eröffnung der Botschaft zog Aufmerksamkeit und Kontroversen auf sich. Israel und seine Verbündeten sahen darin eine Provokation.

Heute – ein Dritteljahrhundert danach vor dem Hintergrund des bitteren, blutigen Krieges zwischen Israel und den mörderischen Hamas-Mördern im Gazastreifen klingen die Worte, die Arafat mit mir wechselte, fast ein programmatisches Vermächtnis. Es schien, als war die Welt in Bewegung. Alle Konflikte schienen lösbar zu sein.

  • Heute ist der Frieden weiter weg denn je.
  • Wir haben uns geirrt.
  • Die Grundlagen Arafats, der 2004 gestorben ist, liegen in Trümmern.

Nochmal: Schauen Sie sich die Reportage unten mit dem Bewusstsein an, dass sie im Jahre 1989 produziert wurde.

Reportage aus 1989: „Die Botschafter Palästinas – Diplomaten ohne Nation“ (45 min.)