EuropÀische Themen dieser Woche

(EuropĂ€ische Union) – Was hat die europĂ€ischen Macher und Beobachter bei EU-Kommission, EuropĂ€ischem Rat und Europaparlament vergangene Woche an- und umgetrieben?

  • Die EU-Außenpolitik hat im Konfliktfall Israel/Hamas versagt. Das ist bedauerlich. Siehe unten.
  • Juden und Moslems mĂŒssen keine Feinde sein. Das ist tröstlich. Siehe unten.
  • Gewinner sind die Kolbenfresser. Das ist kein Witz. Siehe unten.

DAS ALLES UND NOCH VIEL MEHR â€”

EUROPA-TopThemen von WOLF ACHIM WIEGAND đŸ‡ȘđŸ‡ș

Europa europÀische Politik

EU-Außenpolitik zerklirrt: 

Einem Scherbenhaufen Ă€hnelt die Nahost-Diplomatie der EuropĂ€ischen Union. Besonders viele Splitter fliegen auf die aufmerksamkeitsbegabte Ursula von der Leyen (EU-Flurfunk: „Queen“). Die an sich fĂŒr Äußeres unzustĂ€ndige Kommissionschefin ist vom Außenbeauftragten Josip Borrell aus dem fernen Peking gerĂŒffelt worden – wegen nicht abgestimmter Reise und Reden in Israel. Daraufhin hat ihr Dauerrivale, der belgische Ex-Premier und EU-RatsprĂ€sident Charles Michel, rasch einen Videocall der Regierungschefs ein. Die aber sind kakophonisch: WĂ€hrend etwa Spanien und Frankreich deutlich Israel mahnen, in Gaza nicht zu brutal anzupacken, und Irland einen humanitĂ€ren Korridor fordert, steht Deutschland wie eine Eins hinter Jerusalem. Einen echten EU-Nahostplan gibt es indessen nicht. zdf.de tagesspiegel.de politico.eu (Queen)

Anschlag auf Europa: 

Die gezielte Erschießung zweier schwedischer Fußballfans durch einen spĂ€ter von Polizisten getöteten Islamisten mitten in BrĂŒssel hat den Terror nach Europa zurĂŒckgebracht, sagen Experten. Zwar hatte der islamistische TĂ€ter – ein illegal eingereister Tunesier – das Attentat laut Selbstbezichtigungsvideo mit Koranverbrennungen in Stockholm begrĂŒndet. Doch der Krieg in Gaza könne jederzeit an jedem Ort weitere Mordtaten anfachen, heißt es. In Frankreich ist bereits ein Lehrer erstochen worden, das Schloss von Versailles und der Pariser Louvre mussten wegen Bombenverdachtes gerĂ€umt werden. JĂŒdische Einrichtungen stehen EU-weit unter Sonderschutz. br.de/nachrichten zeit.de (Schweden)

“Noch nie in der Neuzeit stand Schweden unter einer so großen Bedrohung wie jetzt”

Schwedens MinisterprÀsident Ulf Kristersson schwant Böses

Neue Chance mit Polen: 

Mit mehr als Erleichterung hat man bei den EU-Institutionen in BrĂŒssel auf das polnische Wahlergebnis reagiert, das die Rechtspopulisten am Weiterregieren hindert. Die Hoffnung ist, dass Polen nach Jahren der Obstruktion wieder klar auf EU-Kurs geht. DafĂŒr stĂŒnde eine nun mögliche christdemokratisch gefĂŒhrte Dreierkoalition unter dem ehemaligen EU-RatsprĂ€sidenten Donald Tusk mit Beteiligung von Liberalen und Sozialdemokraten. Das werde allerdings kein leichter Weg, meinen Beobachter, weil das kĂŒnftige Regierungslager innenpolitisch divergierende Meinungen hat und viele Posten – vor allem in der Justiz – mit AnhĂ€ngern der AbgewĂ€hlten besetzt sind. Außenpolitisch wĂŒrden EU-Skeptiker wie Ungarns Viktor OrbĂĄn und Italiens Giorgia Meloni geschwĂ€cht. ipg-journal.de

Foto: DLF

Juden und Moslems vereint: 

Sowohl der Islam als auch das Judentum „verabscheuen Gewalt und Terrorismus, dulden nicht die Tötung von Zivilisten, EntfĂŒhrungen und andere Gewaltakte.“ Das hat der Vorstand des Muslim Jewish Leadership Council (MJLC) nach einer Dringlichkeitssitzung in Sevilla (Spanien) erklĂ€rt. Die Imame und Rabbiner verurteilten zudem “jegliche Anstiftung oder Feindseligkeiten gegen Juden oder Muslime und ihre Institutionen”. Die Organisation besteht paritĂ€tisch aus Geistlichen in Lenkungsfunktionen beider Religionen und gilt als eine fĂŒhrende Stimme fĂŒr den interreligiösen Dialog in Europa. https://mjlc-europe.org/Article/mjlc-board-statement-muslim-jewish-relations-europe

“Eine Attacke auf einen von uns ist eine Attacke auf alle von uns“

Gemeinsame ErklÀrung europÀischer Juden und Moslems

EuropÀische Armee im Kleinen:

Erstmals in ihrer Geschichte hat die EuropĂ€ische Union (EU) eine eigene militĂ€rische Eingreiftruppe aufgestellt. Im sĂŒdspanischen Rota, wo der grĂ¶ĂŸte MarinestĂŒtzpunkt Europas liegt, haben 2.800 Soldaten aus 19 EU-Staaten ein gemeinsames Training begonnen. Das Szenario geht vom Zerbrechen eines afrikanischen Staates aus – die EU soll sichern und eigene BĂŒrger retten. Die Übung ist 14 Monate lang vorbereitet worden, nachdem die EU in ihrem “Strategischen Kompass” beschlossen hatte, diese Eingreiftruppe spĂ€testens 2025 fĂŒr den europĂ€ischen Staatenverbund arbeitsfertig zu machen. zdf.de

Europa Kriminelles

Challenge gegen Menschenhandel: 

Zahlreiche MenschenhĂ€ndler sind bei einem „Hackathon“ ins Netz gegangen, das die europĂ€ische Polizeibehörde Europol unterstĂŒtzt hat. Bei der Veranstaltung hatten sich 85 internationale Experten drei Tage in Apeldoorn (Niederlande) computerunterstĂŒtzt in einem Raum versammelt. Gemeinsam fahndeten sie im Internet nach Beweisen fĂŒr netzunterstĂŒtzte sexuelle AusplĂŒnderung und Ausbeutung der Arbeitskraft. Dabei stießen sie auf TĂ€uscher, die SchwĂ€chen von Auswanderungswilligen ausnutzen und sie im fremden Land finanziell erpressen oder sklavenĂ€hnlich halten. Die koordinierte Challenge fĂŒhrte zu lĂ€nderĂŒbergreifenden Festnahmen und europĂ€ischen Spuren. europol.europa.eu

Zitat Foto Europas europÀische EU euro

„Im Nahostkrieg zeigt sich Europa wie vor dem Krieg in der Ukraine: zerrissen, konfus, gehemmt“

Das Handelsblatt ist nicht begeistert

Wirtschaft Foto Europas europÀische EU europÀische  euro

Wieder Ostseekabel sabotiert?

Die NATO hat sich in den innerhalb von zehn Tagen bereits zweiten rĂ€tselhaften Schadensfall an Unterwasser-Infrastruktur in der Ostsee eingeschaltet. Nach offiziellen Angaben aus Schweden ist ein Telekommunikationskabel nach Estland unterbrochen. Erst kĂŒrzlich war ein offenbar absichtlich herbeigefĂŒhrtes Leck an der finnisch-estnischen Gaspipeline interconnector entdeckt worden. Finnische Ermittler haben bereits Schiffe identifiziert, die zur fraglichen Zeit in dem Gebiet operierten – ein russisches und ein chinesisches. Russland bestreitet, beteiligt gewesen zu sein. sverigesradio.se

Ostsee in Estland / Foto: Visit Estonia

EU-Pipeline fĂŒr Wasserstoff:

Den Bau einer kontinentalen Wasserstoff-Pipeline haben fĂŒnf europĂ€ische Betreiber vereinbart. Die Leitung soll von Portugal aus die Iberische Halbinsel durchqueren und ĂŒber Frankreich bis nach Deutschland reichen. UnterstĂŒtzer des Projektes „H2Med“ sind die entsprechenden Regierungen und die EU-Kommission. Experten freuen sich: Es entstĂŒnde eine durchgĂ€ngige Wasserstoff-Importinfrastruktur von den ProduktionsstĂ€tten bis hin zu mitteleuropĂ€ischen Großkunden. welt.de handelsblatt.com

Gut gefĂŒllte Gastanks:

Die europĂ€ischen Gasreserven sind so gut gefĂŒllt wie nicht mehr seit Beginn der Aufzeichnungen, teilen Experten mit. Dennoch bleibe der Markt weiterhin angespannt. Ursachen sind der Ukraine-Krieg und der Israel-Gaza-Konflikt. berliner-zeitung.de

Die gute Nachricht: 

Popkornfans und Kolbenfresser können aufatmen. Die Maispreise fallen. Grund: Die EU-Ernte der gelben SĂŒĂŸgras-Körner (lateinisch: Zea mays) ist ĂŒberraschend grĂ¶ĂŸer als erwartet. Am besten sind die europĂ€ischen Aussichten in Frankreich und Polen, aber auch in Deutschland. Das alles und noch mehr drĂŒckt die Preise. agrarheute.com

yellow corn

Das Letzte

Mickey-Mouse-Parlament: 

photograph of a cartoon character stuffed toy

Viel Spott und Spaß hat ein „EU- Bahnzwischenfall“ ausgelöst. Ein Zug mit Hunderten von Abgeordneten und Beamten des EuropĂ€ischen Parlaments (EP) war am Montag versehentlich in Disneyland nahe Paris angekommen – nicht in Straßburg, dem zweiten Sitz des EP. Grund: Eine falsch gestellte Weiche.

Die dĂŒpierten Politiker und Eurokraten nahmen es mit Humor – „Micky-Maus-Parlament“ oder “Team Disneyland” Ă€ppelten manche, als der Zug rĂŒckwĂ€rts wieder richtig fuhr. Die sonst langweilige Bahnfahrt gehört zum Ritual des BrĂŒsseler Politikbetriebs. Das EP muss ZĂŒge chartern, um monatlich wechselnd die vertraglich festgelegten beiden Sitze in BrĂŒssel und Straßburg zu erreichen.

Manche verspotten das als Wanderzirkus, auf den Goofy stolz wÀre
 politico.eu