EuropÀische Themen dieser Woche
(EuropĂ€ische Union) – Was hat die europĂ€ischen Macher und Beobachter bei EU-Kommission, EuropĂ€ischem Rat und Europaparlament vergangene Woche an- und umgetrieben?
- Der Gaza-Krieg bedroht das spektakulÀrste Handelsprojekt Europas. Mehr dazu unten.
- Den EU-Sozialdemokraten fehlt eine Spitzenfrau (oder ein Mann). Scrolle runter.
- Ein groĂer Mann aus einem kleinen Land tritt ab. Auflösung unten.
DAS ALLES UND NOCH VIEL MEHR —ïž
EUROPA-TopThemen von WOLF ACHIM WIEGAND đȘđș

DAS NEUSTE
Truppen aus NATO-LĂ€ndern nach Gaza?
Die USA und mehrere EU-LÀnder erörtern Berichten zufolge die Entsendung einer multinationalen Friedenstruppe in den Gaza-Streifen. Sie könnte, Àhnlich wie die KFOR-Mission im Kosovo, aus Truppen der USA und weiteren NATO-LÀndern bestehen.
Informanten, die nicht identifiziert werden wollen, sagen, dass Beamte aus den USA und Europa einrĂ€umen, dass es noch groĂe Fragen darĂŒber gibt, ob eine solche Operation im Gazastreifen ĂŒberhaupt durchfĂŒhrbar wĂ€re. Israel stehen einem solchen Plan weiterhin sehr skeptisch gegen. Man hoffe aber, dass allein die Diskussion ĂŒber diese Idee Israel dazu bringen könne, ĂŒber ein Ende des Krieges gegen die Terrormiliz Hamas nachzudenken und zu ĂŒberlegen, welcher Schritt als nĂ€chstes kommen könnte. bloomberg.com
Ukrainekrieg – Ende des Lateins?
Die EU-Verteidigungsminister und die NATO scheint so langsam das GefĂŒhl zu beschleichen, die bisherige MilitĂ€rstrategie zur Verteidigung der russisch bedrĂ€ngten Ukraine könnte gescheitert sein. Insider analysieren: Die Truppen des Kremls zeigen mehr Beharrungsvermögen als gedacht und stehen keinesfalls vor dem Kollaps. Muss also ein Strategiewechsel her? Der Westen wird sich entscheiden mĂŒssen zwischen mehr UnterstĂŒtzung oder einem AbrĂŒcken vom Ziel einer völligen Befreiung besetzter ukrainischer Staatsgebiete… handelsblatt.com twitter.com (Analyse)
Gaza-Krieg bremst EU-Handelsprojekt:

Der Krieg zwischen der Terrorgruppe Hamas und dem Staat Israel hat ein weltpolitisches Vorhaben der EuropĂ€ischen Union vorerst zum Stillstand gebracht. Es geht um die sogenannte IMEC-Handelsroute, ein Versuch, der chinesischen Neuen SeidenstraĂe eine eigenen Ex- und Importweg zwischen Asien und Europa entgegenzusetzen.
Auf das Projekt hatten sich sieben asiatische LĂ€nder mit der EU verstĂ€ndigt, darunter Israel, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Wegen des Krieges in Gaza können sich die beiden Letztgenannten aus politischen GrĂŒnden – zumindest vorerst – nicht mehr an dem Projekt einer privatwirtschaftlich finanzierten Handelsroute von Neu-Delhi bis Athen beteiligen. IMEC steht fĂŒr âIndia â Middle East â Europe Economic Corridorâ. telepolis.de
OrbĂĄns neue Finte:
Der EU-kritische Regierungschef von Ungarn will sich ein Mandat seiner Bevölkerung holen, um den EU-Beitritt der Ukraine zu stoppen. Dazu soll es eine ânationale Konsultationâ geben. Die Regierung fordert schon mal auf, die Frage nach Aufnahmebereitschaft fĂŒr die Ukraine mit âNeinâ zu beantworten. Sie behauptet, das von Russland angegriffene Land unterdrĂŒcke die ungarische Minderheit in der Grenzregion Transkarpatien. euractiv.de

Sozialdemokraten in Not:
Die europĂ€ischen Sozialdemokraten (SPE) haben Probleme, eine attraktive Spitzenperson fĂŒr die Europawahl im kommenden Juni zu finden. Zwei AnwĂ€rter sind schon abhanden gekommen: Portugals Regierungschef AntĂłnio Costa (62) tritt zurĂŒck, weil in seinem Umfeld wegen Korruption ermittelt wird. Und Finnlands Ex-MinisterprĂ€sidentin Sanna Marin (38) hat sich aus der Politik ins Privatleben zurĂŒckgezogen. Ob der ehemaligen Bundesjustizministerin Katarina Barley (54) das europaweite KrĂ€ftemessen mit der wohl wieder kandidierenden Amtsinhaberin Ursula von der Leyen (65) und damit einer zweiten Deutschen zugetraut wird, ist fraglich. fr.de
Ăddi, Jean Asselborn!

Der aktuell dienstĂ€lteste AuĂenminister der EuropĂ€ischen Union tritt ab. Genau 19 Jahre vertrat der 74jĂ€hrige Sozialdemokrat das GroĂherzogtum Luxemburg nach auĂen. Am Montag beim EU-AuĂenministertreffen in BrĂŒssel war Schluss, weil die Dreierkoalition aus Liberalen, Sozialdemokraten und GrĂŒnen bei den Luxemburger Wahlen die Mehrheit verloren hat.
Asselborn hat das 650.000-Einwohner-Land als berĂŒhmt-berĂŒchtigter âMann der Worteâ auch in Talkshows wirkungsvoll vertreten. Zum Ende forderte er die EU zu klarer Sprache im Gaza-Krieg auf. Ăddi, Jean! lessentiel.lu

“ScheiĂe noch mal!”
Jean Asselborn, Luxemburger Dauer-AuĂenminister, zu Anti-Migrationsgedanken des rechtsextremen Matteo Salvini, damals Innenminister Italiens. Video: faz.net

Maskenball auf Sizilien:
Die EuropĂ€ische Staatsanwaltschaft (EPPO) hat in SĂŒditalien einen mutmaĂlichen Betrug in der Landwirtschaft sowie GeldwĂ€sche und FĂ€lschung aufgedeckt. Die âOperation Maskenballâ zielte gegen die Mafia auf Sizilien. Das âkomplexe Systemâ zur Umgehung von Zoll und Steuern beruhte auf gefĂ€lschten Rechnungen beim Massenimport von Textilien, Schuhen oder kleinen ElektrogerĂ€ten aus China. Das Netzwerk erstreckte sich auf Deutschland, Belgien und die Niederlande. rp-online.de

EU-BrummikapitÀne sauer:
Die Lkw-Fahrer in Europa sind es leid – ĂŒberall mangelt es an pausengerechten ParkplĂ€tzen fĂŒr Transportfahrzeuge. Bei vielen der raren StellflĂ€chen stinken zudem die sanitĂ€ren Anlagen zum Himmel oder die Sicherheit fĂŒr Ladung und Fahrer ist mies. Nun fordert die weltweit tĂ€tige Internationale StraĂentransport Union (IRU) eine ĂŒbergreifende EU-Vereinbarung ĂŒber bessere Arbeitsbedingungen fĂŒr europĂ€ische Berufskraftfahrer. verkehrsrundschau.de

189.000.000.000.
EU verstÀndigt sich auf Budget:
Europaparlament und die 27 EU-Regierungen haben sich auf einen Haushalt fĂŒr den Staatenverbund geeinigt. Er umfasst sogenannte VerpflichtungsermĂ€chtigungen in Höhe von 189 Milliarden Euro. Zudem wurden ZahlungsermĂ€chtigungen von 142 Milliarden Euro beschlossen.
Mehr Geld soll es unter anderem zur BewĂ€ltigung der Kriegsfolgen in der Ukraine, fĂŒr die Forschung und fĂŒr Jugendprogramme geben. Die Verhandlungen fĂŒr das Budget sind diesmal komplizierter als gewöhnlich, da auch eine Aufstockung des langfristigen EU-Haushalts diskutiert wird. Hintergrund: deutschlandfunk.de

TV-Tipp: “Parlament”, ARD Mediathek

Die dritte Staffel der Serie “Parlament” ist in der ARD Mediathek verfĂŒgbar. Headautor NoĂ© DebrĂ©s: “Wir erzĂ€hlen von Europa, indem wir Europa machen.” Die belgisch-französisch-deutsche Politiksatire schildert den Alltag der Abgeordneten und Mitarbeiter des EuropĂ€ischen Parlaments. Immer aus der Sicht des jungen parlamentarischen Assistenten Samy.
Die Fernsehserie hatte 2020 begonnen und besteht Stand heute aus drei 10-teiligen Staffeln. DebrĂ©s: “Es ist eine Serie wie die EuropĂ€ische Union: von Franzosen geschrieben, in Belgien hergestellt, mit deutschem Geld!” Anschauen!