Europa zwischen Kerzen­schein und Konsum: Wie Weihnachten Tradition, Politik und Gesell­schaft verbindet – und zugleich Brüche sichtbar macht. – Dazu habe ich eine Analyse und Meinung.

Europa im Blickpunkt
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Europa Weihnachten

Von Wolf Achim Wiegand

Hamburg/Brüssel (waw) – Weihnachten ist überall in Europa mehr als ein Feiertag. Es ist ein Gefühl. Und ein Geschäft. Und manchmal ein Streit.

In den Ländern der Europäi­schen Union leuchten jedes Jahr Millionen Lichter. In Stockholm genauso wie in Sevilla, in Krakau wie in Paris. Die Bräuche unter­scheiden sich. Der Kern bleibt erstaunlich ähnlich. Familie. Essen. Hoffnung. Und der Wunsch nach einem kurzen Innehalten.

Für viele ist Weihnachten kein streng religiöses Fest mehr. Viele Kirchen sind zwar voll. Aber oft nur an diesen Tagen. Der Glaube ist leiser geworden. Die Rituale aber sind geblieben. Krippen in Italien. Advents­kränze in Deutschland. Mitter­nachts­messen in Polen. Zwölf Gerichte am Heilig­abend in Litauen. Tradition schlägt Dogma.

Gleich­zeitig ist Weihnachten ein kultu­reller Kitt. In einer Europäi­schen Union, die politisch streitet, emotional zerfällt und sich neu sortiert, wirkt das Fest fast altmo­disch verbindend. Selbst Menschen ohne christ­lichen Hinter­grund feiern mit. Aus Gewohnheit. Aus Gemein­schaft. Oder einfach, weil man dazuge­hören will.

🕯️ Kontinent zwischen Kerzenschein und Kassenbon

Doch Weihnachten ist auch ein Milli­ar­den­motor. Der Dezember ist für den europäi­schen Einzel­handel überle­bens­wichtig. Spielzeug, Elektronik, Mode, Lebens­mittel. In vielen Ländern entscheidet das Weihnachts­ge­schäft über Gewinn oder Verlust des ganzen Jahres. Innen­städte kämpfen ums Überleben. Weihnachts­märkte werden zu Rettungs­ankern, auch wenn sie gegen Anschläge durch Beton­klötze geschützt werden müssen. Glühwein macht milde.

Gleich­zeitig wächst die Kritik – mit Schlag­worten, die ungerecht sein können. Konsum­rausch. Verpa­ckungsmüll. Soziale Ungleichheit. Während einige opulent feiern, können andere kaum die Heizung bezahlen, heißt es. Und es stimmt. Tafeln für Bedürftige haben dieser Tage Hochkon­junktur. Nicht nur in Südeuropa, in Osteuropa, auch mitten im reichen Westen. Weihnachten macht diese Brüche sichtbar. 

Politisch wird das Fest zunehmend instru­men­ta­li­siert. Das Symbol für „europäische Werte“ ist bei extrem Gesinnten insbe­sondere musli­mi­schen Glaubens ein Protest­objekt. Zugleich gibt es multi­kul­tu­relle Familien mit fried­fertig gemischten Tradi­tionen. Neue Rituale entstehen. Weihnachten passt sich an. 

Vielleicht liegt genau darin seine Bedeutung. Weihnachten ist kein starres Denkmal. Es ist ein Spiegel. Für das, was Europa war. Und für das, was es gerade wird. Ein Kontinent zwischen Kerzen­schein und Kassenbon. Zwischen Glaube und Gewohnheit. Zwischen Hoffnung und Realität.

Und vielleicht ist das die ehrlichste Botschaft dieses Festes. Für ein paar Tage versuchen wir es trotzdem. Gemeinsam. Wie jedes Jahr. 🎄


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