Europa Medien BBC: Ein manipulativ geschnittener Beitrag, Vorwürfe politischer Schlagseite und der Rücktritt zweier Spitzenkräfte: Die BBC zeigt, wie es öffentlich-rechtliche Medien nicht machen sollten. - Dazu habe ich eine Analyse und Meinung.
Europa im Blickpunkt
Wiegand wills wissen
Geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

Europa Medien BBC
Von Wolf Achim Wiegand (Fotos: z.T. KI)
Hamburg/London (waw) – Der Rücktritt kam nicht überraschend, aber er kam mit Wucht. Als BBC-Intendant Tim Davie und Nachrichtenchefin Deborah Turness am Wochenende (9. November 2025) ihre sofortige Kündigung einreichten, war klar: Es geht um mehr als diese zwei Personen. Es geht um die Seele der altehrwürdigen British Broadcasting Corporation – um die Frage, ob der traditionsreichste Sender der Welt noch glaubwürdig berichten kann.



Was sich derzeit im Broadcasting House am Hauptsitz der BBC in London abspielt, ist ein Lehrstück über Macht, Medien und den schleichenden Verlust journalistischer Unabhängigkeit. Auslöser der Krise war eine Enthüllung, die in ihrer Einfachheit schockiert. Ein internes Memo, verfasst von einem ehemaligen Beratergremium, beschuldigte die BBC, eine Ausgabe der Sendereihe Panorama manipulativ geschnitten zu haben.
In der betreffenden Dokumentation war eine Rede Donald Trumps vom 6. Januar 2021 so zusammengesetzt worden, dass sie den Eindruck erweckte, er habe seine Anhänger nach verlorener Wahl direkt zum Sturm auf das Kapitol aufgerufen. In Wahrheit, so die Beschwerde, habe die Redaktion getrennte Passagen kombiniert und damit den Kontext entstellt. Eine Verkürzung, die aus journalistischer Sorgfalt handwerkliche Propaganda machte. Das Werk ist auch beim deutsch-französischen Sender arte ausgestrahlt worden.
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Vorwürfe wiegen schwer
Die BBC wies die schwerwiegendsten Vorwürfe zunächst zurück, räumte aber „Fehler im redaktionellen Prozess“ ein. Doch der Schaden war angerichtet. Die Panorama-Affäre fiel auch noch ausgerechnet in eine Zeit, in der sich ohnehin viele Briten von der BBC entfremdet fühlen.

Schon seit Langem steht der 103 Jahre alte Sender unter Verdacht, parteiisch zu sein. Kritiker sagen, er sei zu „links“ und zu aktivistisch. Er berichte zu oft mit moralischem Impetus statt mit gebotener Distanz.
So verwiesen Kritiker zuletzt auf die Berichterstattung über den Gaza-Krieg. Sie werde mit klarer Bevorzugung der Terroristen gestaltet und Israel als Bösewicht markiert. Ungeheuerlich die Enthüllung über Anweisungen, nur positiv über LGBTQ+-Themen zu berichten. Und schließlich die nachweisbare Schlagseite beim Blick nach Washington. Politische Haltung und journalistische Balance seien bei der BBC zunehmend ununterscheidbar, heißt es.

Das ist kein neues Problem. Bereits 2023 musste der damalige BBC-Vorsitzende Richard Sharp zurücktreten. Er hatte Premier Boris Johnson bei der Vermittlung eines Kredits geholfen. Das war ein klarer Interessenkonflikt, der verschwiegen wurde. Auch damals sprach man von einem „Vertrauensproblem“ – doch die Anstalt versäumte es, strukturelle Konsequenzen zu ziehen.
Mehr unter der Decke?
Die aktuelle Krise wirkt nun wie eine späte Quittung. Tim Davie sagte in seiner Abschiedserklärung, er übernehme die
ultimative Verantwortung.
Seine Redaktionsleiterin Turness formulierte ihren Abtritt verklausulierter:
Die Diskussion um die Trump-Sendung hat eine Stufe erreicht, bei der sie der BBC Schaden zufügt.
Beide wählten Worte, die mehr verbergen als erklären. Denn hinter dem Rücktritt steht nicht nur ein handwerklicher Fehler, sondern ein institutionelles Problem. Es geht um die Erosion der redaktionellen Selbstkontrolle. Das System versucht immer häufiger, auf gesellschaftliche Trends aufzuspringen, statt ihnen standzuhalten.

Für die BBC bedeutet der Rücktritt eine Zäsur. Er trifft den Sender in einer Phase, in der über seine zukünftige Finanzierung und über die Erneuerung der Royal Charter verhandelt wird. Das ist die Gründungssatzung, die vom britischen Souverän übergeben wird. Nun ist nicht nur die Glaubwürdigkeit des Hauses, sondern auch die Legitimation des Gebührenmodells in Gefahr. Wer öffentlich finanziert wird, muss öffentliches Vertrauen genießen – und genau das ist ins Wanken geraten.
Zugleich liegt in dieser Krise eine Chance. Wenn die BBC jetzt den Mut findet, ihre redaktionellen Standards zu überprüfen, könnte sie den Schaden begrenzen. Sie sollte ihre Kontrollmechanismen stärken und Transparenz praktizieren. Nötig wäre ein klarer Schnitt mit jener Kultur, die Fehler erst dann eingesteht, wenn sie von außen publik werden.
Warnung für ARD und ZDF
Die Lehren aus diesem Fall reichen unterdessen weit über Großbritannien hinaus. Öffentlich-rechtliche Medien in ganz Europa stehen unter ähnlichem Druck – zwischen dem Anspruch auf Unabhängigkeit und dem Vorwurf der Voreingenommenheit.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass das ZDF ein aktives Mitglied der Hamas-Terroristen aus Gaza in seinem Mitarbeiternetz über ein Jahrzehnt eingebunden hatte. Auch das ARD-Korrespondentenstudio in Tel Aviv steht immer wieder unter Feuer. Kritiker sagen: Es biete den Narrativen, Zahlen und Bildern der Israel-Feinde überproportional viel Raum und Vertrauen. Dies geschehe auf Kosten des demokratisch aufgebauten jüdischen Staates.

Fazit
Der BBC-Skandal erinnert grundsätzlich daran, dass Glaubwürdigkeit von Medien nicht durch Gesetze allein garantiert werden kann. Sie wird nur durch sauberen Journalismus gewährleistet. Dies erfordert den Willen von Leitern, Redakteuren und Reportern, die eigene Haltung zurückzustellen. Eine im Grunde selbstverständliche Devise, die in der Journalistenausbildung wohl nur noch wenig vermittelt wird.
Es geht im Journalismus darum, die Realität möglichst genau abzubilden. Es zählt die Kraft, die zwei Seiten der Medaille zu reportieren – denn Beides ist Wirklichkeit. Und strukturell geht es darum, Meinungsmacht zu begrenzen. Und um den Mut, sich selbst zu hinterfragen.
Der Rücktritt von Davie und Turness markiert deshalb mehr als das Ende einer Ära. Er ist eine Mahnung. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk darf nicht zum Erzieher seiner Zuschauer werden, sondern muss ihr Chronist bleiben. Wer journalistische Verantwortung ernst nimmt, darf keine Botschaften konstruieren – auch dann nicht, wenn sie moralisch richtig erscheinen.
Nur Transparenz und Selbstkritik können das Vertrauen zurückbringen, das die BBC verspielt hat. Wenn sie das nicht schafft, wird sie zwar weiter senden – aber niemand wird mehr wirklich zuhören. Das gilt auch für die ARD und das ZDF.
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