Europa Medien BBC: Ein manipu­lativ geschnit­tener Beitrag, Vorwürfe politi­scher Schlag­seite und der Rücktritt zweier Spitzen­kräfte: Die BBC zeigt, wie es öffentlich-recht­liche Medien nicht machen sollten. - Dazu habe ich eine Analyse und Meinung.

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Von Wolf Achim Wiegand (Fotos: z.T. KI)

Hamburg/London (waw) – Der Rücktritt kam nicht überra­schend, aber er kam mit Wucht. Als BBC-Intendant Tim Davie und Nachrich­ten­chefin Deborah Turness am Wochenende (9. November 2025) ihre sofortige Kündigung einreichten, war klar: Es geht um mehr als diese zwei Personen. Es geht um die Seele der altehr­wür­digen British Broad­casting Corpo­ration – um die Frage, ob der tradi­ti­ons­reichste Sender der Welt noch glaub­würdig berichten kann. 

Was sich derzeit im Broad­casting House am Hauptsitz der BBC in London abspielt, ist ein Lehrstück über Macht, Medien und den schlei­chenden Verlust journa­lis­ti­scher Unabhän­gigkeit. Auslöser der Krise war eine Enthüllung, die in ihrer Einfachheit schockiert. Ein internes Memo, verfasst von einem ehema­ligen Berater­gremium, beschul­digte die BBC, eine Ausgabe der Sende­reihe Panorama manipu­lativ geschnitten zu haben. 

In der betref­fenden Dokumen­tation war eine Rede Donald Trumps vom 6. Januar 2021 so zusam­men­ge­setzt worden, dass sie den Eindruck erweckte, er habe seine Anhänger nach verlo­rener Wahl direkt zum Sturm auf das Kapitol aufge­rufen. In Wahrheit, so die Beschwerde, habe die Redaktion getrennte Passagen kombi­niert und damit den Kontext entstellt. Eine Verkürzung, die aus journa­lis­ti­scher Sorgfalt handwerk­liche Propa­ganda machte. Das Werk ist auch beim deutsch-franzö­si­schen Sender arte ausge­strahlt worden.

🚨Inzwi­schen droht Trump der BBC trotz einer öffent­lichen Entschul­digung mit einer Klage in Höhe von bis zu fünf Milliarde Dollar wegen Manipulation! 🎤

Vorwürfe wiegen schwer

Die BBC wies die schwer­wie­gendsten Vorwürfe zunächst zurück, räumte aber „Fehler im redak­tio­nellen Prozess“ ein. Doch der Schaden war angerichtet. Die Panorama-Affäre fiel auch noch ausge­rechnet in eine Zeit, in der sich ohnehin viele Briten von der BBC entfremdet fühlen. 

Schon seit Langem steht der 103 Jahre alte Sender unter Verdacht, parteiisch zu sein. Kritiker sagen, er sei zu „links“ und zu aktivis­tisch. Er berichte zu oft mit morali­schem Impetus statt mit gebotener Distanz. 

So verwiesen Kritiker zuletzt auf die Bericht­erstattung über den Gaza-Krieg. Sie werde mit klarer Bevor­zugung der Terro­risten gestaltet und Israel als Bösewicht markiert. Ungeheu­erlich die Enthüllung über Anwei­sungen, nur positiv über LGBTQ+-Themen zu berichten. Und schließlich die nachweisbare Schlag­seite beim Blick nach Washington. Politische Haltung und journa­lis­tische Balance seien bei der BBC zunehmend ununter­scheidbar, heißt es.

Das ist kein neues Problem. Bereits 2023 musste der damalige BBC-Vorsit­zende Richard Sharp zurück­treten. Er hatte Premier Boris Johnson bei der Vermittlung eines Kredits geholfen. Das war ein klarer Inter­es­sen­kon­flikt, der verschwiegen wurde. Auch damals sprach man von einem „Vertrau­ens­problem“ – doch die Anstalt versäumte es, struk­tu­relle Konse­quenzen zu ziehen. 

Mehr unter der Decke?

Die aktuelle Krise wirkt nun wie eine späte Quittung. Tim Davie sagte in seiner Abschieds­er­klärung, er übernehme die

ultimative Verant­wortung.

Seine Redak­ti­ons­lei­terin Turness formu­lierte ihren Abtritt verklausulierter: 

Die Diskussion um die Trump-Sendung hat eine Stufe erreicht, bei der sie der BBC Schaden zufügt. 

Beide wählten Worte, die mehr verbergen als erklären. Denn hinter dem Rücktritt steht nicht nur ein handwerk­licher Fehler, sondern ein insti­tu­tio­nelles Problem. Es geht um die Erosion der redak­tio­nellen Selbst­kon­trolle. Das System versucht immer häufiger, auf gesell­schaft­liche Trends aufzu­springen, statt ihnen standzuhalten.

Für die BBC bedeutet der Rücktritt eine Zäsur. Er trifft den Sender in einer Phase, in der über seine zukünftige Finan­zierung und über die Erneuerung der Royal Charter verhandelt wird. Das ist die Gründungs­satzung, die vom briti­schen Souverän übergeben wird. Nun ist nicht nur die Glaub­wür­digkeit des Hauses, sondern auch die Legiti­mation des Gebüh­ren­mo­dells in Gefahr. Wer öffentlich finan­ziert wird, muss öffent­liches Vertrauen genießen – und genau das ist ins Wanken geraten.

Zugleich liegt in dieser Krise eine Chance. Wenn die BBC jetzt den Mut findet, ihre redak­tio­nellen Standards zu überprüfen, könnte sie den Schaden begrenzen. Sie sollte ihre Kontroll­me­cha­nismen stärken und Trans­parenz prakti­zieren. Nötig wäre ein klarer Schnitt mit jener Kultur, die Fehler erst dann einge­steht, wenn sie von außen publik werden.

Warnung für ARD und ZDF

Die Lehren aus diesem Fall reichen unter­dessen weit über Großbri­tannien hinaus. Öffentlich-recht­liche Medien in ganz Europa stehen unter ähnlichem Druck – zwischen dem Anspruch auf Unabhän­gigkeit und dem Vorwurf der Voreingenommenheit. 

Erst kürzlich wurde bekannt, dass das ZDF ein aktives Mitglied der Hamas-Terro­risten aus Gaza in seinem Mitar­bei­ternetz über ein Jahrzehnt einge­bunden hatte. Auch das ARD-Korre­spon­den­ten­studio in Tel Aviv steht immer wieder unter Feuer. Kritiker sagen: Es biete den Narra­tiven, Zahlen und Bildern der Israel-Feinde überpro­por­tional viel Raum und Vertrauen. Dies geschehe auf Kosten des demokra­tisch aufge­bauten jüdischen Staates.

Fazit

Der BBC-Skandal erinnert grund­sätzlich daran, dass Glaub­wür­digkeit von Medien nicht durch Gesetze allein garan­tiert werden kann. Sie wird nur durch sauberen Journa­lismus gewähr­leistet. Dies erfordert den Willen von Leitern, Redak­teuren und Reportern, die eigene Haltung zurück­zu­stellen. Eine im Grunde selbst­ver­ständ­liche Devise, die in der Journa­lis­ten­aus­bildung wohl nur noch wenig vermittelt wird.

Es geht im Journa­lismus darum, die Realität möglichst genau abzubilden. Es zählt die Kraft, die zwei Seiten der Medaille zu repor­tieren – denn Beides ist Wirklichkeit. Und struk­turell geht es darum, Meinungs­macht zu begrenzen. Und um den Mut, sich selbst zu hinterfragen.


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