Trampeltier zerstört Europas Porzellan – Wie soll man das kitten?

⇒ Tenor dieses Blogs: Noch nie ist ein US-Präsident bei seinen Verbündeten so angeeckt, wie Donald J. Trump. Etwa 120 Tage nach Amtsübernahme ist das europäisch-amerikanische Freundschaftsverhältnis so gut wie zerrüttet. Doch klagen nützt nichts, Europa sollte fighten.

Von Wolf Achim Wiegand

Hamburg (waw) – Ein Trampeltier irrlichtert konzeptionslos durch Europa. Anders kann man den mehrtägigen Besuch des Donald J. Trump bei NATO, EU und beim G7-Gipfel nicht beschreiben. Wie eine rote Linie zog sich durch alle Konferenzen die „Strategie“ des US-Präsidenten, alles und jeden vom Sockel zu schmeißen.

Handelsabkommen: no. Klimaschutz: no. Flüchtlingspolitik: no. Konsens bei Verteidigung: no. No, no, no trompetete Trump. Und die gegenseitige Beistandsverpflichtung der NATO-Staaten erwähnte der 70jährige nicht einmal – sehr „beruhigend“ für alle Bündnispartner entlang der russischen Westgrenze.

Das Problem ist, dass wir es mit einem Mann im Weißen Haus zu tun haben, der in eigentümlichen Denkschablonen verfangen ist. Der politisch unerfahrene Immobilienmilliardär zählt nur höchstmöglichen Gewinn als Erfolg. Trump denkt in Zahlen, daran, was unter dem Strich an Cash herauskommt. Werte wie Freiheit und Fairness, Einigkeit und Empathie, oder Gerechtigkeit und Gleichheit sind ihm schnuppe.

So poltert Trump, sein Land gebe 3,6 Prozent des BIP für Verteidigung aus, während die meisten NATO-Partner nicht einmal auf zwei Prozent kämen. Es schert ihn nicht, dass die USA ein Big Apple sind und Europa eine Birne. Die enormen Rüstungskosten der USA resultieren u.a. auch aus der Rolle als Weltpolizist außerhalb des NATO-Gebietes, etwa im Südchinesischen Meer oder vor Nordkorea. Und die USA veranstalten auf eigene Faust Dinge, die Europäer missbilligen. Den Krieg im Irak etwa oder die Verbringung Gefangener ohne Anklage in das exterritoriale Gefängnis Guantanamo. Das alles frisst Dollars.

Erschwerend kommt hinzu, dass die USA einen Mann im Weißen Haus sitzen haben, der geschichtslos ist. Was die europäische Einigung für unsere noch zu Großvaters Zeiten tief verfeindeten Völker bedeutet, dafür hat Trump weder Blick noch Feeling.

Man könnte das als burschikoses Verhalten eines Mannes abtun, der aus einem Land kommt, in dem sich Cowboys und Trapper wenig zimperlich den Weg nach Westen freigeschlagen haben. Ein Land, in dem die Weite des Raums wie grenzenlos wirkt. Ein Land, das nie von einer fremden Macht besetzt oder bombardiert worden ist. Ein Land, das nur zwei Nachbarnationen und als größte Grenzen nur zwei Ozeane hat. Obama schaffte es, diese Größe in leichtfüßige Weltläufigkeit zu verwandelt. Mit Trump stehen wir einem Präsidenten gegenüber, dessen Motto heißt: „Spalten statt Versöhnen“.

Und doch muss man unter dem Strich sagen: Trump ist gut für Europa! Wie das?

Der Mann im Weißen Haus zwingt uns, mehr auf die eigenen ureuropäischen Interessen zu achten und den Wert von Einigkeit in Vielfalt zu erkennen. Wir können nur in Gemeinsamkeit stark sein und wir dürfen uns nicht – zur Freude des sowieso schon lachenden Putins! – auseinanderdividieren lassen. Es geht um uns, um Europa.

Lasst uns daher robust sein! Ein Trampeltier lässt sich nicht dadurch aufhalten, dass man ihm die eine oder andere Porzellanschale in den Weg stellt. Nein, da bedarf es kräftigerer Pflöcke. Für uns in Europa muss es jetzt heißen: „Europe first!

P.S.: Nicht zu vergessen: Trump ist auch in den USA ein Exot, wurde ja nicht von der Mehrheit der US-Bürger gewählt. Längst runzeln erfahrene US-Politiker, Unternehmer und Militärs die Stirn über diesen ungeschliffenen Burschen. Denn er schadet dem eigenen Land, jenem Schmelztiegel, der brillante Wissenschaftler, bahnbrechende Technologien und die kreativste Medienindustrie der Welt hervorgebracht hat. Trump macht die USA nicht „great“, sondern klein – verfangen in Pingeligkeit und Nickeligkeit. Das werden sich weltoffene Amerikaner nicht gefallen lassen. Hoffentlich.

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