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Liebes Italien!

Foto: https://hello-moment‑s.tumblr.com

Das vor­läu­fige Endergeb­nis Dein­er Par­la­mentswahl lag noch gar nicht vor, da flo­gen mir schon die ersten Beutegeier ent­ge­gen.Diese 3 Dinge müssen Sie noch heute beacht­en!”, riet ein Finanznewslet­ter im Inter­net und behauptete: “Auf Sie wartet jet­zt eine der größten Katas­tro­phen in der Geschichte Europas! Wer sich nicht dementsprechend vor­bere­it­et, wird schon bald alles ver­lieren. Also sich­ern Sie sich jet­zt die kosten­lose Spezial-Analyse und schützen Sie sich am besten heute noch ab!”

Nor­maler­weise hätte ich über die plumpe Abzock­an­mache gelacht. Doch heute ist mir das Gesicht gefroren. Weil — da war dieser schmer­zliche Stich in der Seele. Wegen der Gewinne für die recht­en, faschis­tis­chen und europakri­tis­chen Kräfte.

Michelle Hun­zik­er, Quelle michellehunziker.it

Bel­la Italia, wirst Du jet­zt zur Beute von Pleit­egeier­speku­lanten, poli­tis­chen Hasardeuren und Leichen­fled­der­ern? Ökonomen erwarten mehr Unsicher­heit an Deinen Märk­ten und schlechte Aus­sicht­en für Deine wirtschaftliche Erhol­ung. Das ist fatal.

Liebes Ital­ien, das Auf­tauchen dieser dun­klen Kräfte hast Du nicht ver­di­ent. Sie passen nicht zu Dir. Du bist ein helles Land. Wir schätzen Dich wegen Dein­er Som­mernächte, in denen das Leben auf der Piaz­za pulst. Natür­lich auch wegen Piz­za, Grap­pa oder Cap­puc­ci­no. Aber Du bist auch das Land des Michelan­ge­lo. Des Leonar­do da Vin­ci. Des Anto­nio Vival­di. Und auch des Gior­gio Armani, der Gina Lol­lo­b­rigi­da und des Gian­lui­gi Buf­fon. Gian­na Nan­ni­ni und Michelle Hun­zik­er (Foto) gehören auch dazu!

Capuc­ci­no, Foto: Chris Brown

Liebes Ital­ien, kön­ntest Du nicht ein­fach bleiben, was und wie Du bist? Eine Nation, in der man sowohl mit Chaos wie mit la dolce vita eine bel­la figu­ra machen kann. Wenn wir Dich besuchen, dann schöpfen wir Kraft. Leben­skraft. Kreativkraft. Die Kraft des Augen­blicks.

Diejeni­gen, die heute tri­um­phieren, wollen im Gle­ich­schritt marschieren, Dir vorschreiben, wie Du zu leben hast, Dich klein machen. Aber, liebes Ital­ien, Du bist groß! Bleib es. Ent­täusch’ mich nicht.

Natür­lich hast Du selb­st auch ein biss­chen mit Schuld an Dein­er Lage. Du hast zu viele Poli­tik­er zuge­lassen, die als stolze Gock­el, Kampfhähne oder tumbe Hen­nen durch das Land stolzierten. Bun­ga-Bun­ga fan­d­est Du lustig, nicht abscheulich. Und als Faschist­sein unter arbeits- und per­spek­tivlosen jun­gen Leuten ele­gante wurde, hast Du weggeschaut.

Aber, ich gebe es zu: auch wir anderen Europäer waren Dir gegenüber zu gle­ichgültig. So haben wir Dich mit der Flüchtlings­frage allein gelassen. Klar, dass Dir die Galle überge­laufen ist. “Dankeschön” an Orbán und Co, die Dir die Verteilung Schutz­suchen­der in der EU ver­weigert haben!

Den­noch:

Per favore, avan­ti! Komm da wieder raus aus der Ecke, in die Du Dich manövri­ert hast. Mam­ma mia, das muss doch möglich sein!

Das wün­scht Dir und sich Dein

Wolf Achim Wiegand.

P.S.: Höre das Lied zur Ital­ien­wahl: klick den But­ton…