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Europa: Themen der Woche

(Europäis­che Union) — Was hat die Mach­er in der EU und die Beobachter von Europa ver­gan­gene Woche in Sachen Europaa­gen­da an- und umgetrieben?

  • Trä­nen auf Capri — was war da los? Siehe unten.
  • Sudankrieg: Europa schaut weg… Scrolle runter.
  • Der furcht­bare Gast des Erdoğan: Details siehe unten.

Das alles und noch viel mehr: von WOLF ACHIM WIEGAND

Europaagenda mit Streit und ein Gipfel der Tränen: 

Mit Hochdruck ver­suchen die Spitzen der europäis­chen Poli­tik bis in diese Stun­den hinein eigene und Welt­prob­leme zu lösen. Orte des Geschehens: Brüs­sel und Capri.

  • Auf­bau ein­er zen­tralen Task-Force gegen rus­sis­che Ein­flussnahme auf die EU-Wahl am 9. Juni,
  • neue Sank­tio­nen gegen Iran (Grund­satzbeschluss, Umset­zung wird aus­gear­beit­et)
  • Wieder­an­näherung an die Türkei.

rnd.de/wirtschaft (Finanzen) euractiv.de (Task Force) zeit.de (Türkei) welt.de (Iran)

Baer­bock und Kule­ba am Verzweifeln / Foto: t‑online (Quelle: Geert Van­den Wijn­gaert/AP/d­pa/d­pa-bilder)

Trä­nen auf der ital­ienis­chen Mit­telmeerin­sel Capri: Bei der Tagung — die heute andauert — tre­f­fen sich die Außen­min­is­ter der sieben weltweit wichtig­sten Indus­trielän­der (G7). Haupt­the­ma: Der Kon­flikt zwis­chen Israel, Iran und Palästi­nensern. Beobachter bericht­en:

Die deutsche Außen­min­is­terin Annale­na Baer­bock war den Trä­nen nahe, weil das Rin­gen um ange­brachte Reak­tio­nen für Nahost wie für die rus­sisch bedrängte Ukraine kaum Resul­tate zeigte. Auch ihr Ukraine-Kol­lege Dmytro Kule­ba schien zeitweise nah beim Wass­er zu sein.

Das Prob­lem: Im Jahr drei des bluti­gen Krieges macht die rus­sis­che Armee derzeit Gelän­degewinne. Während­dessen muss die Ukraine um weit­ere Hil­fen vor allem aus den USA ban­gen. An der Front neigt sich das Waf­fe­narse­nal dem Ende zu. Und doch tun sich alle mit Hil­fe schw­er. t‑online.de (G7)

Europaagenda: Zwei Zitate, die beim Vergleich Bände sprechen: 

Europa muss die stärk­ste poli­tis­che Ein­heit der Welt wer­den, da es alle Möglichkeit­en dazu hat. Polens Regierungschef Don­ald Tusk set­zt hohe Ziele

Die Unter­stützung der Ukraine hat sich zu einem Trauer­spiel entwick­elt. Die ukrainis­che Führung ist verzweifelt, muss schon fast um weit­ere Unter­stützung aus dem West­en bet­teln. T‑On­line-Reporter Patrick Diek­mann find­et das Ver­hal­ten der G7-Staat­en tragisch.

Migranten lassen Zypern verzweifeln: 

Die unweit von Syrien und Libanon gele­gene EU-Insel­re­pub­lik Zypern bear­beit­et keine Asy­lanträge von Migranten mehr. Die Auf­nahme- und Reg­istri­er­lager seien über­füllt, sagt die Regierung in Nikosia. Die Aus­set­zung der Bear­beitung soll die EU dazu zwin­gen, mehr zur Eindäm­mung ille­galer Aus­reisen aus Syrien und Libanon zu tun.

Laut amtlichen Zahlen sind seit Jan­u­ar 4.000 Men­schen in Booten übers Mit­telmeer gekom­men. Das sind gemessen an der Bevölkerungszahl so viele, als seien 340.000 Geflüchtete nach Deutsch­land gekom­men. Zypern – das 1,2 Mil­lio­nen Ein­wohn­er hat – stemmt damit im EU-Ver­gle­ich die rel­a­tiv meis­ten Asy­lanträge. swissinfo.ch taz.de/Flucht-und-Migration 

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Sudankrieg – keiner schaut hin: 

Europa unter­schätzt die Auswirkun­gen des Bürg­erkrieges im zer­fal­l­enen nor­dostafrikanis­chen Staat Sudan. Diese Mei­n­ung ver­tritt NZZ-Afrikare­porter Samuel Mis­teli. Nach­dem bere­its 8,5 Mil­lio­nen Men­schen ver­trieben wor­den seien, könne das riesige Gebi­et zur Spiel­wiese für Dschi­hadis­ten und Men­schen­händler wer­den. Die Kämpfe zwis­chen nationaler Armee und ein­er Miliz gel­ten als die größte human­itäre Krise der Welt.

Unter­dessen haben Deutsch­land, Frankre­ich und die EU auf ein­er Min­is­terkon­ferenz in Paris nach ein­er poli­tis­chen Lösung im Rah­men der Europaa­gen­da gesucht. Das kommt aber zu spät, meint FAZ-Kom­men­ta­tor Alexan­der Haneke. Folge des zu späten Auf­tauchens auf der Europaa­gen­da: Das poli­tis­che Ver­sagen „kön­nte in Form von Migra­tions­be­we­gun­gen bald bis nach Europa zu spüren sein.“ nzz.ch/meinung faz.net/aktuell 

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Europaagenda bei den Streitkräften — Alle ziehen blank: 

Ein bit­teres Bild von den mil­itärischen Fähigkeit­en Europas zeich­net die WELT nach aus­führlich­er Auswer­tung des kür­zlichen Angriffs von Iran auf Israel. Im Nahen Osten – aber auch in der Ukraine – zeige sich, dass kün­ftige Kriege vor allem mit Raketen aus­ge­tra­gen wür­den. Dazu sei Europa jedoch nicht im Min­desten in der Lage – wed­er bei der Abwehr noch in der Offen­sive. Über­all man­gele es an Mate­r­i­al und Sys­te­men. Die neuen Real­itäten seien „bei Weit­em“ noch nicht in den Köpfen viel­er Poli­tik­er angekom­men.

Faz­it: Europa unternehme bish­er keine konz­ertierten Anstren­gun­gen, diese Fähigkeit­slück­en zu schließen. welt.de/politik

EU-Postenwechsel: 

Keine zwei Monate vor der Europawahl, die auch die Europaa­gen­da der Brüs­sel­er Machtverteilung mit­bee­in­flussen wird, hat der Auf­ga­lopp für die Beset­zung von Ressorts in der Europäis­chen Kom­mis­sion begonnen.

Die spanis­che Sozial­istin Tere­sa Rib­era (unten links im Bild) bringt sich als kün­ftige Kom­mis­sarin für Kli­ma ins Gespräch. Die 54jährige Min­is­terin für ökol­o­gis­chen Wan­del kann ihre Erfahrun­gen im Kabi­nett von Min­is­ter­präsi­dent Pedro Sánchez ein­brin­gen. Rib­era hat sich mit Kri­tik an deutschen Bedenken beim Ver­bren­ner-Aus her­vor­ge­tan, was sie in manchen Kreisen “adelt”. euractiv.de 

Unter­dessen hat die lib­erale EU-Vizepräsi­dentin Věra Jourová (59, rechts) aus Tschechien das Amt von Jus­tiz-Kom­mis­sar Didi­er Reyn­ders über­nom­men. Der Nieder­län­der will Chef der Men­schen­rechtsin­sti­tu­tion Europarat wer­den und muss sich den Regeln der Europaa­gen­da fol­gend für die zwei­monatige Bewer­bungszeit beurlauben lassen. Jourová ist bei der Kom­mis­sion weit­er für Werte und Trans­parenz zuständig. politico.eu

33,7

Jede dritte Forschungsstelle in der Europäis­chen Union ist mit ein­er Frau beset­zt (33,7 %). Die höch­ste Frauen­quote in diesem Bere­ich hat Let­t­land, wo Frauen jede zweite Posi­tion (49,8 %) ein­nehmen. Am deut­lich­sten zurück liegt Tschechien (27,1 %). destatis.de

Vorfahrt für China-Busse: 

Neben der Schwemme an chi­ne­sis­chen E‑Pkws kommt der europäis­che Markt auch durch volk­sre­pub­likanis­che E‑Busse unter Druck. Nach Medi­en­angaben dürfte das Reich der Mitte kün­ftig mas­siv über eine Pro­duk­tion­slin­ie in Ungarn punk­ten, die der weltweite Inno­va­tions­führer BYD (Shen­zhen) auf­baut. Damit wird sich der chi­ne­sis­che Konz­ern an Auss­chrei­bun­gen europäis­ch­er Verkehrs­be­triebe für Busse mit schlankem CO2-Fußab­druck beteili­gen.

BYD punk­tet schon jet­zt u. a. bei Lieferzeit­en und deren Ein­hal­tung. EU-Kom­mis­sion­spräsi­dentin Ursu­la von der Leyen kündigt an, die Daten­sam­melei durch Impor­tau­tos aus Chi­na unter die Lupe nehmen zu wollen. telepolis.de rnd.de/politik 

Was für ein Gast! 

Der türkische Präsi­dent Recep Tayyip Erdoğan empfängt am Woch­enende offiziell den in Katar ver­steck­ten poli­tis­chen Führer der palästi­nen­sis­chen Ter­rormiliz Hamas, Ismail Haniyeh. Nach seinen Worten han­delt es sich um eine „Befreiungs­be­we­gung“. Die Hamas erk­lärt: „Wir schätzen die Worte Sein­er Exzel­lenz sehr.“

Haniyeh ist dafür ver­ant­wortlich, dass am 7. Okto­ber 2023 hun­derte Gewalt­täter aus Gaza in Israel ein­fie­len, etwa 1.200 Men­schen bes­tialisch töteten und mehr als 240 Per­so­n­en ent­führten, die meis­ten bis heute, darunter Babys.