⇒ Inhalt dieses Blogs: Trumps kühner Plan einer Weltraum-Streitmacht muss uns Europäer interessieren
Trump gründet die “Space Force”, Europa krabbelt auf der Erde herum
Von Wolf Achim Wiegand
US-Präsident Donald J. Trump wies das Verteidigungsministerium an, “unverzüglich” mit den Vorbereitungen für eine Waffengattung zu beginnen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. “Der Präsident weiß, dass der Weltraum wesentlich für den amerikanischen Lebensstil und für wirtschaftlichen Wohlstand ist und dass er ein lebensnotwendiger Bereich der nationalen Verteidigung ist,” ließ Trump mitteilen. Die Space Force solle neben Heer, Luftwaffe, Marine, Küstenwache und Marineinfanteriekorps die sechste Teilstreitkraft der USA werden.
Erwartungsgemäß wenig begeistert zeigt sich Russland: “Militarisierung im Weltraum ist ein Weg ins Desaster,” sagt Generaloberst Wictor Bondarew, der bis September 2017 Oberkommandierender der russischen Luft- und Weltraumkräfte war und nun dem Verteidigungsausschuss der Duma vorsteht. Schließlich bestehe ein weltweites Verbot für Atomwaffen im All. Kein Wort aus Moskau jedoch dazu, dass der Kreml wie China und die USA längst atomar bestückbare Gleitfluggeräte mit Hyperschallgeschwindigkeit testet, die derzeitige Abwehrsysteme überlisten können, weil diese zu langsam sind.
Das Trump-Lager warnt vor einem technologischen Rückstand der USA. “Aggressive Feinde”, wie China und Russland, hätten längst Technologie zum Abschuss von Satelliten getestet. “Die Zeit ist reif, um das nächste großartige Kapitel in der Geschichte unserer Streitkräfte zu schreiben und uns auf das nächste Schlachtfeld vorzubereiten,” sagt Mike Pence, der US-Vizepräsident, und kalkuliert erste Kosten in Höhe von acht Milliarden US-Dollar über fünf Jahre verteilt ein.
Das militärische Denken Europas, das schon Probleme beim Zusammenwachsen der 28 konventionellen EU-Armeen hat, ist unterdessen noch äußerst erdverbunden. Zwar ist die Europäische Union mit eigenen Raketen und Satelliten, die bei der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) koordiniert werden, forscherisch außerordentlich erfolgreich. Dazu zählt der Aufbau des eigenen Navigationssystems Galileo, welches das vom US-Militär kontrollierte GPS ablösen soll. Galileo umfasst auch verschlüsselte Nutzungen für Polizei, Rettungsdienste, Zoll und Militär.
Galileo, das finanziell intensivste Großprojekt der EU, hat aber nichts mit Weltraumwaffen zu tun. Ebensowenig wie bestehende militärische Kooperationen etwa zwischen Frankreich und Deutschland bei Spionagesatelliten. Dabei dreht es sich höchstens um den Umgang mit digitalen Attacken, wie das Hacken von Satelliten sowie deren Blindmachen, Überlisten und Lahmlegen — nicht aber um deren Vernichtung.
Doch bevor die Space Force von der Fiction zur Realität werden kann, wird noch viel Wasser den Missisippi herunterfließen. Eine neue Streitmacht baut man nicht über Nacht auf. Allein die vom Weißen Haus definierten Vorarbeiten sind enorm:
- Beschleunigung bei der Entwicklung von Weltraumtechnologie,
- Gründung einer Weltraumagentur,
- Aufstellung einer hochqualifizierten Weltraumoperationstruppe,
- Aufbau von Operationsstrukturen und ziviler Kontrollmechanismen,
- Einsetzen eines US-Oberkommandos für Konflikte im All.
Die To-do-Liste zeigt: Kein Mensch hat bislang präzise berechnet, welche Kosten bis zum Mobilsein tatsächlich erforderlich sind, wie viel Personal nötig ist, ob man bestehende Einheiten
Eines ist klar: ob bemannt oder unbemannt — der Kosmos kann künftig zur Kampfzone werden. Europa sollte sich daher rasch mit dem Gedanken befassen, was es bedeutet, wenn der Raum zwischen den Galaxien zum Aufmarschgebiet wird. Überspitzt gesagt: wir alle wollen nicht eines Tages wie im Science-Fiction-Film “Elysium” als reine Arbeitstiere auf einer kaputten Erde enden, die aus einer sicheren Raumstation für privilegierte Reiche heraus regiert werden. Mal drüber nachdenken…?!